Die "Nṛisiṅhottaratâpanîya- Upanishad IX" ist eine interessante Zusammenfassung vieler unterschiedlicher Darstellungen betreffs Âtman.
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Der Âtman und die Mâyâ.
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Es begab sich, daß die Götter zu Prajâpati sprachen: unterweise uns, o Erhabener,über jenen Âtman. — So sei es, sprach er.
Zuschauer und Einwilliger ist jener Âtman, der Löwe; aus Denken bestehend und unwandelbar ist er der Wahrnehmer allerwärts. Denn es ist kein Beweis möglich für das Vorhandensein einer Zweiheit, und nur der zweitlose Âtman ist beweisbar. Nur durch die Mâyâ ist gleichsam ein anderes; aber der Âtman allein ist das Höchste, und er ist auch alles Vorhandene; denn dies ergibt sich aus den Zuständen des Tiefschlafes (prâjñai
ḥ). Die ganze Welt aber ist Nichtwissen, ist jene Mâyâ. Der
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Die Âtmanlehre in den Upanishad's des Veda.
Âtman aber ist das höchste Selbst und durch sich selbst leuchtend. Er erkennt und erkennt doch nicht; denn sein Erkennen ist objektlos, ist Innewerdung (anubhûti).
Aber auch die dunkelgestaltige Mâyâ wird erkannt durch Innewerdung [des Âtman als des allein Realen] als jenes Starre, Wahnartige, unendlich Leere; dies ist ihre Gestalt. Aber obgleich sie bald dies, bald das zur Erscheinung bringt und beständig vergehend ist, xo wird sie doch von den Toren angesehen als der Âtman. Aber sie läßt ihn nur erscheinen als seiend und wieder nichtseiend [vergehend], indem sie ihn aufzeigt und wieder nicht aufzeigt und zwar im Stande der Freiheit [als Gott] und der Unfreiheit [als Seele].
Darum wird dieser zweitlose Âtman als nur aus Sein bestehend, ewig, rein, weise, real, erlöst, lauter, alldurchdringend, zweitlos, Selbstwonne, höchster, durch und durch Inneres erkannt durch diese Beweise: nur aus Seiendheit bestehend ist die ganze Welt, das Seiende aber ist das von jeher vorhandene Brahman; denn nichts anderes wird hienieden durch Innewerdung' (anubhava) erkannt; aber kein Nichtwissen ist möglich in dem durch Innewerdung erkannten Âtman, dem selbstleuchtenden, Allzuschauer seienden, unwandelbaren, zweitlosen. Schaut schon hienieden das reine Sein, und daß alles andere nichtseiend ist, denn es ist die Wahrheit! Also ist das von jeher, als Ur-
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sprungloser, in sich selbst Ruhende, ganz aus Wonne und Denken Bestehende bewiesen [durch Innewerdung], da es doch unbeweisbar ist [durch Reflexion].
— Aber entspringt dieses beharrende [Weltganze] aus dem Âtman?Ohne Zweifel! Denn er ist es, der dieses alles, wie es ist, hervorbringt, der im Sehenden Sehende, der Zuschauer, wandellos, vollkommen, nichtwissenlos, für die nicht äußere, sondern innere Betrachtung sehr deutlich, erhaben über die Finsternis. So sprecht, seht Ihr ihn wohl jetzt?
—
Wir sehen ihn, obwohl er unfaßbar klein ist.Er ist nicht klein, aber er ist der Zuschauer [das Subjekt des Erkennens], ohne Unterschiede, der nichtandere; ohne Lust und Schmerz und ohne Zweiheit ist er der höchste Âtman, allwissend, unendlich, unteilbar, zweitlos, allerwärts Bewußtsein [der Dinge] vermöge der Mâyâ, aber doch nicht Unbewußtsein, weil selbstleuchtend.
— Ihr selbst seid er! Wird er nun wohl gesehen von [sich selbst als] dem zweitlosen? Gewiß nicht! Denn er wäre ein zweites, wäre nicht Ihr selbst! .—
Erkläre uns das, o Erhabener! so sprachen die Götter.Ihr selbst seid er, sage ich. Würde er von Euch geschaut, so würdet Ihr nicht den
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Âtman [da er das Selbst, nicht ein anderes ist] erkennen. Denn der Âtman ist ohne Weltanhaftung. Darum seid Ihr selbst er, und das Licht, mit dem Ihr leuchtet, ist Euer eigenes. Ja, diese Welt, da sie ganz aus Sein und Bewußtsein besteht, ist nur Ihr selbst!
—
Doch nicht! sprachen sie; denn dann wären wir ja ohne Weltanhaftung, so sprachen sie.Wie könnte man ihn sonst schauen? sprach er.
—
Wir wissen es nicht, sprachen sie.Darum also seid Ihr selbst er, und das Licht, mit dem Ihr leuchtet, ist Euer eigenes. Als solche seid Ihr nicht einmal aus Sein und
Bewußtsein bestehend. Denn diese zwei sind nur [das Brahman], wie es vor Zeiten herrlich aufleuchtete. In Wahrheit aber] ist es unfaßbar, zweitlos. — So sagt nun: kennt Ihr ihn [den Âtman]?
—
Wir erkennen, daß er höher als das Gewußte und Ungewußte ist, sprachen sie.Und er sprach: fürwahr, dieses Zweitlose, von dem Großsein (bṛihat) Brahman Benannte ist ewig, rein, weise, erlöst, wahrhaft, fein, vollständig, zweitlos, nur aus Sein, Wonne und Denken bestehend, ist der Âtman selbst und unfaßbar für jeden.
Ja, dieses tonlose, gefühllose, gestaltlose, geschmacklose, geruchlose, unsprechbare, unnehmbare, ungehbare, unentleerbare, unzeugbare, ohne Manas, ohne Buddhi, ohne Ahañkâra, ohne Cittam, ohne Prâṇa, Apâna, Vyâna,
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Udâna, Samâna, ohne Sinnesorgane, Objekte und Werkzeuge, ohne Merkmal, ohne Anhaftung, ohne Eigenschaften, ohne Veränderung, ohne Bezeichnung, ohne Sattvam, Rajas und Tamas, das ungeborene, Mâyâlose, das ist es, was die Upanishad's lehren als das herrlich leuchtende, mit eins erglänzende, vor dieser ganzen Welt herrlich aufleuchtende, zweitlose,
— seht, ich bin er, und er ist ich!Und weiter sprach er: seht Ihr ihn jetzt oder seht Ihr ihn nicht?
— Wir sehen, sprachen sie, daß er höher als das Gewußte und Ungewußte ist. — Aber wo bleibt jene [Mâyâ], und wie steht es mit ihr? fragten sie weiter.Wozu diese Frage?
— Zu gar nichts, sprachen sie. [Wir sehen jetzt ein, daß die Mâyâ nichts ist.]Ihr seid ein Wunder [da Ihr den Âtman erkennt], und doch auch wieder nicht [denn jeder ist, wie Ihr der Âtman], so sprach er.
— Wir erkennen ihn und erkennen ihn doch nicht, so sprachen sie. Aber auch so ist es nicht [auch über diese Gegensätze des Erkanntseins und Unerkanntseins ist der Âtman erhaben], fügten sie hinzu.So sprecht ihn doch nur aus, denn von selbst [auch ohne ihn zu erkennen] ist er bekannt, sprach er.
— Wir schauen ihn, o Erhabener, und schauen ihn doch nicht. Wir können nicht
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Die Âtmanlehre in den Upanishad's des Veda.
aussprechen, wie es damit ist. Verehrung sei Dir! Sei uns gnädig! so sprachen sie.
Fürchtet Euch nicht, sprach er, fragt was Ihr wollt.
— Wie steht es mit jener Bejahung? Sie ist der Âtman selbst, sprach er. — Da sprachen sie: Verehrung bringen wir Dir alle, wie wir da sind!So geschah es, daß Prajâpati die Götter belehrte,
— belehrte.
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Deussen, Prof. Dr. Paul, "Die Geheimlehre des Veda", Ausgewähle Texte der Upanishads, aus dem Sanskrit übersetzt von Dr. Paul Deussen, ordentlicher Professor der Philosophie an der Universität Kiel, fünfte Auflage, F.A Brockhaus, Leipzig: F.A. Brockhaus, 1919
Wie soll man es sich vorstellen können, daß man als Individuum Unendlichkeit sollte leben können oder auch Anteil an Unendlichkeit haben oder auch letztendlich eine Unendlichkeit selber sollte sein können?
Wie dennoch ein Individuum bleiben können?
Es ist festzustellen, daß die "natürlichen Zahlen" zwar einen Anfang (die natürliche Zahl 1), aber kein Ende haben. Allerdings sind die "ganzen Zahlen" (also inklusive 0 und der negativen Zahlen -1, -2, -3, usw) erst so, daß sie weder Anfang noch Ende haben.
Nun sind diese zwei Zahlenmengen allerdings wiederum - mathematisch ausgedrückt - gleichmächtig, dh die ganzen Zahlen sind schlichtweg "abzählbar" (im Sinne der 'höheren Mathematik') und keinesfalls unendlicher als die natürlichen Zahlen; es gibt insofern nicht mehr ganze Zahlen als natürliche Zahlen.
(Man kann ja zählen; erste Zahl sei die 0, zweite Zahl sei die erste Zahl größer 0, also die 1, die dritte Zahl sei die erste Zahl kleiner als 0, also die -1, die vierte Zahl sei die erste Zahl größer als 1, also 2; die fünfte Zahl sei die erste Zahl kleiner als -1, also die -2, usw, dh stets so hinundher abzählend kann man, im Prinzip, allen ganzen Zahlen eine individuelle natürliche Zahl zuordnen.)
Als Mensch - auch Tier, Pflanze, Insket hier auf Erden usw - hat man einen Anfang.
Wenn dann in den Upanishaden gelehrt wird, daß es auf das Verwirklichen des Unendlichen, des Âtman, des Brahman ankomme, so geht's insofern eigentlich um so eine Unendlichkeit wie bei den natürlichen Zahlen (oder auch einer Halbgeraden oder offenem 'Intervall' einer Geraden.) .
Einem offenen Intervall der Zahlengeraden, kann die ganze Zahlengerade zugeordnet werden, wie zB die Funktion Tangens, also f(x)= tan(x) , zeigt. Im offenen (aber beschränkten)Intervall von -Pi bis + Pi nimmt der Tangens alle Werte von -unendlich bis + unendlich an, dh den "Punkten" des doch sehr kleinen, begrenzten Intervalls (und es gibt abzählbar unendlich viele solche Intervalle auf dem Zahlenstrahl und insofern in der Menge der reellen Zahlen.), lassen sich alle Pukte der gesamten Zahlengeraden zuordnen, dh diese Mengen sind "gleichmächtig", haben exakt dieselbe Unendlichkeit und sind so, vom Blickwinkel der Unendlichkeit aus betrachtet, als identisch auffaßbar.
(Insofern ist jene Upanishaden-Aussage des in "ich bin Das, Du bist Das, all dies ist Das" begreifbar und auch, daß davon weder Ungemach noch Gefahr droht, selbst wenn es eben nunmal so wäre und Individuuen dies wahrheitsgemäß als Wahrheit erkannt und verwirklicht haben sollten..)
Wenn man also einem Individuum so ein beschränktes Intervall der reellen Zahlen zugeordnet betrachtet, ist festzustellen, daß die gesamte Unendlichkeit diesem Wesen zugänglich ist; es bleibt aber Individuum in seinen Grenzen.
Jedes der, sogar denkbaren abzählbar unendlich vielen, Individuen wäre also - es vom Standpunkte der Unendlichkeit aus betrachtend, dieselbe Unendlichkeit verfügbar und dennoch hätte jedes Inidviduum sozusagen seine eigene, ganz Ihm gehörende - insofern 'individuelle' - Unendlichkeit.
Aber dennoch würde man, ohne einem anderen Individuum auch nur wenig zu nahe zu kommen, jenes Individuum im Lichte derselben Unendlichkeit (vom Standpunkte der Unendlichkeit aus nunmal) betrachten und dessen Selbst in Begriffen dieser Unendlichkeit sowie in Begriffen von dieser Unendlichkeit aus betrachten können.
(Betrachtet man lediglich ein direkt gegenüberseiendes Lebewesen, könnte man sich selber die positiven ganzen Zahlen zugeordnet sehen und der gegenüberseinder Person die negativen ganzen Zahlen zugeordnet betrachten; beidemale ist/wäre es so, daß die Unendlichkeit der natürlichen Zahlen dieselbe Unendlichkeit nunmal wäre wie jene der anfangslosen Menge der "ganzen Zahlen" und die Unendlichkeit der "Halbgeraden" dieselbe Unendlichkeit hat wie die Menge der Punkte einer (ganzen) Geraden der zB drei-dimensionalen euklidischen Geometrie.)
Insofern ist vorstellbar, daß man als Lebewesen, das sich als "offensichtlich habe ich doch einen Anfang, die Geburt", sehr wohl sich vorstellen kann, daß man Unsterblichkeit erlangen könnte und daß man dann auch Unsterblichkeit im Sinne von "ohne Anfang und Ende" als die Wahrheit dieser Unsterblichkeit erreicht haben würde.
Insofern ist im Streben nach Unendlichkeit ausgehend als geborenes Erden-Lebwesen nicht mehr und nicht weniger Unendlichkeit - abstrakt es sehend jedenfalls, potentiell, möglicherweise - damit verbunden als wie wie wenn für dieses Lebwesen gälte: "... ungeboren, ungestorben, ungeworden...".
Insofern ist das Erreichen des "Transzendentalen Bewußtseins", des "Bhouma", der Unbegrenztheit, des Unendlichen das Eine; das Verstehen jener Unendlichkeit und der eigenen Beziehung als ein körperloses Wesen ohne Anfang und Ende - also im Sinne jener Unendlichkeit der ganzen Zahlen bzw einer Geraden, die ohne Anfang und ohne Ende sind - , das sich unwissenderweise mit diversen Körpern, die einen Anfang und ein Ende hatten, traumartigerweise 'lediglich' identifizierte ist dann noch ein bischen was Anderes.
Nachdem eben die Unendlichkeit der natürlichen Zahlen, die einen Anfang haben eine begreifbare Beziehung zur Unendlichkeit der ganzen Zahlen - die keinen Anfang und kein Ende haben (bzw auch analog bei Habgerade und Gerade der zB 3-diemensionalen euklidischen Geometrie) - , erscheint es möglich, daß man als geborenes Lebewesen - bzw genauer als ein Lebewesen, das sich unwissenderweise für geboren hält - den Ausweg aus Geburt und Tod oder auch, verallgemeinernd, diesem Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt finden könnte, daß es so einen Ausweg geben könnte, obwohl man sich für ein geborenes Lebwesen mit einem Anfang hält und alles dafür spricht, daß dieses irdische Leben dann auch mal ein Ende haben werde.
Darüberhinaus, wie insbesondere die Betrachtung ausgehend von den beschränkten reellen Intervallen und der Tagens-Funktion verdeutlicht, ist es so, daß kein anderes Lebewesen vom Streben eines Individuums nach Unendlichkeit und insofern Unsterblichkeit sowie Erleuchtung ein Grund hat, sich irgendwie belästigt, bedroht, eingeschränkt, herabgewürdigt, als gering geschätzt, für zeitlich begrenzt, sterblich, vergänglich gehalten oder gar diskriminiert zu fühlen, zu vermuten oder auch zu wähnen.
Die eigene Erleuchtetheit, Verwirklichheit der Fülle des eigenen Lebens wäre und bliebe eine Angelegenheit, die voll&ganz im Rahmen des begrenzten Intervalls - das dem Individuum zum sorgsamen Verstehen zugeordnet gedacht ist - stattfände und bliebe.
Lediglich ein, sachliches, mathematisch-unpersönliches letztlich, mathematisch-abstraktes Verständnis und Begriffenhaben würde so einem erleuchteten Individuum es dann ermöglichen alle Gegenüber im Begriffe des Selbstes, des Seins, des Unendlichen und im Lichte des Unendlichen, des "puren, reinen Bewußtseins" wahrzunehmen und zu begreifen.
Analog bzw in Erweiterung ist es eben dann auch mit Unsterblichkeit, was nunmal zeitliche Unendlichkeit ist; ebenso betreffs des verhältnisses von unsterblichen und sterblichen Wesen.
Es kann sehr wohl dann so betrachtet und für möglich gehalten werden, daß alle Lebewesen längst unsterbliche Lebewesen sind, noch nie etwas Anderes waren und lediglich aufgrund von Unwissenheit, Nichtwissen, Illusion (Mâyâ) sich mit einem Körper identifizieren, der einen Anfang hat und ein Ende; es gibt insofern keinerlei Grund wieso ein Insekt, eine Schnecke, eine Pfanze, ein Reptil, ein Tier oder auch eine Mensch nicht in diesem aktuellen - sich mit einem entsprechenden Körper identifiziert haben und insofern sich dafür halten - Leben den Ausweg aus den Begrenztheiten inklusive der Sterblichkeit finden, erlangen, gewinnen oder einfach eben erreichen sollte können.
Insofern erhält man so eine ziemlich klare Vorstellung der Philosophie des Vedanta bzw kann es nunmal so erlangen.
Hierzu abschließend noch ein in den frühen buddhistsichen Schriften überliefertes Zitat:
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95. Das todlose Reich
Udāna VIII, 1-4
So hab‘ ich es gehört: Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthī im Jeta-Haine, im Klostergarten des Anāthapiṇḍika. Damals aber belehrte, ermahnte, ermunterte und erfreute der Erhabene die Mönche durch eine Rede über das Nibbāna. Und die Mönche hörten die Lehre aufmerksamen Ohres, indem sie Acht gaben, es sich vergegenwärtigten und alle Gedanken zusammennahmen.
Da tat der Erhabene, nachdem er erkannt, was dies zu bedeuten hatte, bei jener Gelegenheit folgenden feierlichen Ausspruch:
" Es ist, ihr Mönche, jenes Reich, wo nicht Erde noch Wasser ist, nicht Feuer noch Luft, nicht unendliches Raumgebiet, noch unendliches Bewusstseinsgebiet, nicht das Gebiet der Nichtirgendetwasheit, noch das Gebiet der Wahrnehmung und auch nicht Nicht-Wahrnehmung, nicht diese Welt noch eine andere Welt, nicht beide, Sonne und Mond. Das, ihr Mönche, nenne ich weder Kommen noch Gehen noch Stehen noch Vergehen noch Entstehen. Ohne Stützpunkt, ohne Anfang, ohne Grundlage ist das; eben dies ist das Ende des Leidens."
„Schwer zu sehen, wahrlich eben ist das Nicht-Ich, nicht leicht zu begreifen ist ja die Wahrheit; überwunden ist der ‚Durst‘ für den Wissenden; für den Schauenden ist nicht irgend etwas."
" Es gibt ihr Mönche ein nicht Geborenes, nicht Gewordenes, nicht Geschaffenes, nicht Gestaltetes.
Wenn es, ihr Mönche, dieses nicht Geborene, nicht Gewordene, nicht Geschaffene, nicht Gestaltete nicht gäbe, dann wäre hier ein Entrinnen aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten nicht zu erkennen. Weil es nun aber, ihr Mönche, ein nicht Geborenes, nicht Gewordenes, nicht Geschaffenes, nicht Gestaltetes gibt, darum läßt sich ein Entrinnen aus dem dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Gestalteten erkennen."
„Für das, was abhängig ist, gibt es auch Bewegung; für das, was nicht abhängig ist, gibt es keine Bewegung; wo keine Bewegung ist, ist Ruhe; wo Ruhe ist, ist kein Verlangen; wo kein Verlangen ist, ist kein Kommen und Gehen; wo kein Kommen und Gehen ist, ist kein Vergehen und Neuentstehen; wo kein Vergehen und Neuentstehen ist, ist weder ein Hienieden noch ein Jenseits noch (ein Etwas) zwischen beiden; eben dies ist das Ende des Leidens."
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Seite 126 in "Pāli-Buddhismus in Übersetzungen - Texte aus dem Buddhistischen Pāli-Kanon und dem Kammavāca", aus dem Pāli übersetzt nebst Erläuterungen und einer Tabelle, von Karl Seidenstücker, zweite vermehrte und verbesserte Auflage, 4. bis 8. Tausend, Oskar Schloss Verlag München-Neubiberg, 1923, Druck von W. Hoppe in Borsdorf-Leipzig):