Patañjali Yogasûtren in der Übersetzung von Prof. Paul Deussen,
aus
„Allgemeine Geschichte der Philosophie", Bd I.3,
„
Die Nachvedische Philosophie der Indernebst einem Anhang über die Philosophie der Chinesen und Japaner
"
von Dr. Paul Deussen
*
vierte Auflage,
Leipzig/F.A. Brockhaus 1922
"1,1. Nunmehr die Belehrung über den Yoga."
"1,2. Der Yoga ist die Unterdrückung der Funktionen des Bewußtseins."
Anmerkung zu Vers 1.2 von mir, dem Verfasser dieser Webseite: "Unterdrückung" meint hier das Erreichen des Vierten, des Turiya, wie es zB in der Mandukya-Upanishade ausgiebig beschrieben wird. Insofern geht es um ein Heraustreten aus den Bereichen von Wachen,Träumen und Schlafen. Aus der Sicht von jemand, der nicht weiß, nicht erfahren hat, daß das natürlich und einfach zu erreichen ist, erscheint es als ein "Überwinden" von Wachen, Träumen und Schlafen bis zu einem eventuell ja denkbar-möglichem Erreichen des Vierten, des Turiya. Es ist der Sinn und Zweck von Meditation in den Zustand jenes Vierten zu gelangen; die Lehre der TM-Meditation, jener "Transzendentalen Meditation" ist dabei, daß dies auf natürliche, mühelose Art und Weise möglich ist. Und bei der "Unterdrückung" irgendwelcher Stör- oder auch Rausch-Geräusche in einem Video durch eine Videobearbeitungssoftware, des Flimmern der Atmosphäre bei Aufnahmen durch große Sternwarten geht es auch nicht um "Gewaltsames". Durch geeignete Technik ist das eben unproblematisch zu erreichen. "Zur-Ruhekommen" wäre eine passende Bezeichnung, wobei das aber uU dann nicht auf jeden Weg zum Samadhi passen könnte. Wenn jemand einen "religiösen Weg" beschreitet (siehe dann zB. Vers 1,23) und dazu aufwendige Opfertätigkeiten vollbringt (zB caritative Aufgaben, ehrenamtliches Nachbarschaftshilfe-Engagement, usw) so wird er da bisweilen andere "Interessen" hinten an stellen und bisweilen evtl auch - in dem Sinne, daß er an irgendeinem Tag, zu diesem ehrenamtlichen Engagement, mal absolut gar keine Lust hat, aber halt muß, weil jemand anders da von Ihm abhängig ist und er jene soziale Verpflichtung nunmal eingegangen war, - zu "unterdrücken". - Ende meiner Anmerkung.
"1,3. Dann wird erreicht das Bestehen des Sehers (des Purusha) in seiner eigenen Natur."
Anmerkung zu Vers 1.3 von mir, dem Verfasser dieser Webseite: Na
klar, es soll ja der Zustand des "Turiya" erreicht werden. Es wird in diesem Vers auf die Beziehung zwischen dem "Turiya" - jenem "reinen Bewußtsein", jenem "Transzendentalen Bewußtsein" (wie es Mr. Mahesh auszudrücken pflegte/ es im Zusammenhang mit der TM-Lehre dargestellt wird) jenseits von Wachen, Träumen und Schlafen" - und dem Lebewesen das da eine richtige Meditationspraxis ausübt, auf das Selbst jenseits von Nichtwissen, Täuschung, sowie Illusion eingegangen.
Es geht um die grundlegende Erfahrung von etwas, was "beständig", "dauerhaft", nicht der "Veränderlichkeit" unterworfen ist und daher die Begrifflichkeit des "das Bestehen des Sehers". Es dämmert die Frage inwieweit man da wirklich ein sterbliches, vergängliches Wesen ist oder aber doch auch ein "unsterbliches, dauerhaftes, überdauerndes Selbst hat/ist".
"1,4. Im andern Fall teilt er die Natur der Funktionen."
Anmerkung zu Vers 1.4 von mir, dem Verfasser dieser Webseite: Wird der Zustand des Samâdhi, des Turiya, des "Transzendentalen Bewußtseins" in einer Meditationsitzung erreicht, so kann das "Bestehen" auch insofern erlangt worden sein, als man die Ewigkeit, Zeitlosigkeit der "Natur der Funktionen" erreicht hat, dh sowas wie "Wachen, Träumen und Schlafen" wechslen dauernd ab aber was ist zwischen diesen, was ist jenes das ich da momentweise in meiner Meditationsitzung erlebe/erlebte? Darauf wird ausführlich in der Mandukya-Upanishade und auch von den beiden Kommentaroren derselben, nämlich Gaudapada und Shankara eingegangen. Es wird anhand des Worts "AUM" dargestellt, wobei von den drei Buchstaben je einer derselben für Schlafen, Träumen, Wachen stehen und das Dazwischenliegende, dh das was das A vom U trennt, das U vom M trennt aus ein eigenes Wort macht, für das "Vierte", das "Turiya" steht. In einem weitergehenden Sinne geht es in diesem Vers darum, daß das reine, transzendentale Bewußtsein, das man da erstmal als irgendwie ja doch in sich während der Meditation erfährt, asl das was jenseits des eigenen Wachens, Träumens und Schlafens liegt, eben genau dasselbe reine, transzendentale Bewußtsein ist, das auch zwischen den 3 Urkräften der Natur (Bewahren, Auflösen und Neuschaffen, dh den drei guṇas, dh - inderselben Reihenfolge von Bewahren, Auflösen und Neuschaffen - sattva, tamas und rajas )bei fortgeschrittener regelmäßiger Meditationspraxis - im Zusammenhang mit TM also anfänglich ca 20 Minuten und nach ca 1-2 Jahren dann auch 30 Minuten - dann irgendwann wahrheitsgemäß, nicht mehr illusionsbehafteterweise, sondern insofern illusions-befreiterweise wahrgenommen und als das verstanden, dh erkannt wird. Dann kann man nicht anders, als zu akzeptieren, daß jenes "reine, transzendentale Bewußtsein" ein aus sich selbst heraus existierendes, eigenständiges "Etwas" ist und das individuelle eigene Selbst das ebenso ist wie das Selbst eines anderen Indviduums.
So wie verschiedene Körper aus derselben Art von Atomen und Molekülen - gemäß der heute üblichen Vorstellungen - bestehen, alle insofern Eines sind und doch jedes Lebewesen ein eigenes Lebewesen ist, so ist es in etwa auch mit dem Selbst:
So wie das Wissen, daß diese zB 1000 verschiedenen Körper soweit gesund sind und da gewisse Mineralien in gewissen Mengen-Verhältnissen - mit geringer Schwankung - vorhanden sind und im Vergleich dazu andere zB 1000 Körper gewisse Gesundheitsprobleme haben und bei genauerem Hinschauen festzustellen ist/war, daß jene alle zB charakteristisch wenig Jod - oder auch ein anderes Element - aufweisen und man dann zu schlußfolgern pflegt, daß jene Menschen mit zu wenig Jod und gewissen körperlichen Beschwerden es ja vielleicht mal mit einer Ernährung versuchen sollten, die täglich oder auch wöchentlich ebenso viel Jod aufweist wie jene Gruppe von Menschen ohne jene körperlichen Beschwerden, man dann auch nachsieht ob es auch wirklich hilft, usw und deshalb kein Indviduum sagen wird, daß das nunmehr nicht mehr sein eigener Körper sei, so ist es eben auch mit jenem "reinen, transzendentalen, aus sich selbst heraus existenten Bewußtseins-Etwas".
So wie jemand, der dann per Nahrung ausreichend Jod zu sich nimmt, dann nicht die Verkörperung allen Jodes auf Erden wird, so ist es eben auch mit der "Verwirklichung" des eigenen Selbst, des "Transzendentalen Bewußtseins als ein aus sich selbst heraus Existentseiendes". So wie jemand, der eben dann Jod angemessen wertschätzt, ihm die angemessene Beachtung zuteil werden läßt und insofern ein "Wissender um Jod und dessen grundlegender Wichtigkeit" wurde, so ist es auch mit Jemandem der per, zB regelmäßiger TM-Meditationsübung, jenes "transzendentale, reine Bewußtsein" als ein aus sich selbst heraus Seiendes erkannt, verwirklicht hat und es fortan auch, verständlichsterweise, gar nicht anders wollen will als es fortan für immer zu leben. Das ist nicht unnatürlich, das ist nicht Belastung; es gilt schlicht&einfach: c'est la vie, so ist das Leben. Va geschieht jenes "Leben" nicht auf der Basis eines sich kramphaft an dieses absolute Bewußsein sich klammerns usw; man lebt es eben ganz natürlich und selbstverständlich, weil es eigentlich ja schon immer so war und man es lediglich nicht wußte, in Unwissenheit darüber war und insofern einer Illusion, einem "Wahn" erlegen gewesen war.
"1,5. Die Funktionen sind fünffach, bedrückt und nicht-bedrückt (mit den kleça's behaftet oder nichtbehaftet)."
Anmerkung zu Vers 1.3 von mir, dem Verfasser dieser Webseite: Na klar, im Zusammenhang mit der "TM-Lehre" geht es da um tieferliegende Spannungen, die sich durch jene "transzendentale Ruhe", die mit dem Zustand des "Turiya" jenseits von Wachen, Träumen und Schlafen nunmal einhergeht, auflösen. Wegen der transzendentalen Natur jener Ruhe, besteht das Problem - entgegen der Darstellungen des Ex-TM-Lehrers Dr. Hans Vater in seinem Buch "Zu Füßen Maharishis, meine Jahre mit dem Meister" - von sowas wie einem plötzlich zurückschnellenden Seil, nicht. Daß ein plötzlich zurückschnellendes Seil tödlich enden kann, ist Tatsache: Bei Massentauzieh-Aktionen für das "Guiness Buch der Rekorde" haben, lt. Tagespresse, mal 500 Schüler auf jeder Seite teilgenommen. Die dadurch, im Seil, entstandene Spannung gab nun soviel Energie auf die der Reißstelle Nahegestandengehabthabenden ab, daß es Kinder tötete, anderen Armen und Hände abriß. Aus sowas wie besonders schlimmer Illusionsverhaftetheit heraus, wiederholten Jahre später 500 Erwachsene mit 250 Erwachsene pro Seite das "Experiment" wieder - wieder aus der Gier nach einem Eintrag in jenem "Rekorde-Buch" - und die Folgen waren, wie zu erwarten gewesen sein würde, nicht harmloser. Dr Hans Vater hatte damals ein radikales Fasten praktiziert, hat Spannungen in sich aufgebaut, weil er selbst während der Vorträge/Reden des Mr. Mahesh in einer möglichst hintersten Ecke höchst unnatürlicher- und auch anordnungenwidriger sowie TM-Erlernungskurs-widrigerweise "TM auszuüben versuchte" und verständlicherweise damit in sich die Spannung, etwas "Untersagtes zu tun" aufbaute. Auch hatte Mr. Mahesh, lt. Dr. Hans Vater's Ausführungen auf den ersten, relativ wenigen Seiten des Buches, daraufhingewiesen, daß man während jenes TM- LehrerInnenausbildungskurses, also im Verantwortungsbereich des Kursleiters, dh des Mr. Mahesh, fasten unterlassen solle. Nachzulesen ist das Online im Rahmen "Blick ins Buch" bei zB amazon auf den Seiten 17 bis 20; siehe zB:
https:/ /www.amazon.de/Zu-Fu%CC%88%C3%9Fen-Maharishis-Meine-Meister/dp/3945004365/ref=sr_1_2?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=KHSH1YLJH9S&keywords=Hans+Vater&qid=1657273802&sprefix=hans+vater%2Caps%2C156&sr=8-2&asin=3945004365&revisionId=&format=4&depth=1 .(Der hypothetische Fall, einer stark übergewichtigen Person, die im Rahmen ärztlicher Betreutheit, "fastet" wäre verständlicherweise etwas anders. In so einem Fall würde Mr. Mahesh jener Person - egal welchen Geschlechtes oder auch geschlechtslos - sicherlich geraten haben, den Anweisungen des Arztes zu folgen.)
"1,6. Sie sind: [richtiges erkennen durch die] Erkenntnisnormen, Verkehrtheit, Annahme, Schlaf, Erinnerung."
Anmerkung zu Vers 1.6 von mir, dem Verfasser dieser Webseite:
Im Zusammenhang mit der TM-Meditationsmethode geht es sich um die wenigen Anweisungen für richtige TM-Meditationsausübung zu halten, wobei eben offenbar Erinnerung an die Anweisungen des TM-Lehrers (egal welchen Geschlechts oder auch geschlechtslos) eine Rolle spielen. Selbstverständlich wird so eine Meditationspraxis zunächst mal aus einer "Annahme" heraus begonnen, weil man es nicht lernen hätte müssen, wenn man es schon gekannt und gekonnt gehabt hätte. Daraus ergeben sich gewisse Anforderungen an TM-Lehrer (egal welchen Geschlechts oder auch geschlechtslos) betreffs Seriösität, Zuverlässigkeit, Korrektheit uä und damit hat das auch insofern was mit "verkehrt und nicht verkehrt" zu tun. Es geht aber auch um den Unterschied und das Unterscheiden zwischen Schlaf und Momenten "Transzendentalen Bewußtseins"; schließlich hat es irgendwann auch mal was mit Erkennen zu tun und weil es nichts bringen kann, sich was vorzumachen, sich was einzureden geht es um richtiges, wahrheitsgemäßes erkennen - welches sehr wohl wahren Erkenntnisnormen nicht widerspricht - und um die, nunmal von "Erleuchteten" wie Buddha, besagte Möglichkeit "Erkenntnis" erlangen zu können.
Darüberhinaus ist der Zustand "transzendentalen Bewußtseins", auch wenn er anfänglich als ein anscheinend vorrübergehendes, aus sich sebst heraus gar nicht sein könnendes Etwas erlebt wird, ein Zustand jenseits der kleça's. So werden Momente erlebt, ohne Bedrücktheit; aber es sind anfänglich nur kurze Momente und insofern sind die kleça's dann eben "nur" "unterdrückt" und es ist noch kein natürlicher Zustand eines Lebens von jenseits der kleça's erreicht.
Bei Buddha findet man zahlreiche Aufforderungen ohne "Gier", "Hass", usw zu leben.
Im Alltags-Bereich des Handelns hat man es eben auch mit den kleça's zu tun. Diese können bedrückend sein oder auch nicht: Man kann es verstehen, daß die Erkenntnisnormen dienen könnten und dennoch spielt jemand mit seinem Leben, versucht irgendwas "Neues" um eines "Neuen" willen oder im Namen irgendwelcher "Thesen", Theorien", seltsamer 'Philosophien', vorherrschender bloßer Meinungen, oä und kommt dadurch in eine Bedroullie, dh eine bedrückende Situation, Lage oä (siehe dazu etwa Rigveda X,34 "Das Lied vom Spieler", nachzulesen in den Übersetzungen von Geldner oder auch Leopold von Schroeder ist das etwa in:
www.schulerlebnis--91-19i.bayern im Abschnitt "Home, verpfuschtes Leben" im Abschnitt »IX) Anmerkung zum Thema "Spiel"
«. Daß Verkehrtheit nunmal falsch ist und man Verkehrtes besser unterläßt/unterließe, ist klar. Nur wie oft geschieht es, daß jemand weiß, daß er dies oder auch jenes besser nicht täte und es aber doch tut? Dabei wäre in extremen Fällen an Alkoholismus, Drogensucht, Kriegslust oder auch sowas wie "der Ausbilder/Mr. Mahesh sagt, daß man Minderjährige nicht ohne schriftlicher Einverständniserklärung der Erziehungsberichtigten initiieren darf" und ein TM-Lehrer (egal welchen Geschlechts oder auch geschlechtslos) tut/tat es dennoch, oder auch Mr. Mahesh selber, zu dem ein älterer Sadhu sagte, daß er außerhalb des Gangestals besser davon ausgehe, daß es eine "Welt der Maya" sei und Mr. Mahesh kommt in eine Situation, wo er den guten, sicheren, bzgl. Mr. Mahesh anundfürsich strategisch-korrekten Rat mißachtet und Mißverständnis oä willkürlich ausklammerte samt all der Folgen für ihn; usw. Ebenso ist es klar, daß es schlimm enden kann/könnte, wenn man einfach von Annahmen - dh unbewiesenen Annahmen und dann nochdazu nicht rational-vernünftig, zB auch "blosem Meinen" ausgeht. Schlaf muß eben sein und am Beispiel des "Sekundenschlafs"-Phänomen wird zB klar, daß es sich dabei um eine "bedrückende Spannung" handeln kann. Ebenso können Erinnerungen nunmal auch "bedrückend", wenn nicht gar qäulend sein. Wenn einem zB von Psychiaterseite im Tatverein mit Richtern Unrecht widerfuhr und die dummblöde "Psychiatrie-Geschwätzerei" einem einreden will, daß doch Psychiater schon wieder dafür zuständig wären, obwohl sie noch nie für die betreffende Person zuständig gewesen waren/wären, die Gerichte es aber lange genug ausgesessen haben und dann mit "verjährt" argumentieren, so können/könnten solche Erinnerungen uU "bedrückend", wenn nicht gar "niederschmetternd" sein.Andererseits weiß jeder, daß korrektes Erkennen und angemessenes Handeln gemäß dessen was als korrekt erkannt wurde, hilfreich, schützend sein kann.
Ebenso ist es mit Verkehrtheit, Annahme, Schlaf, Erinnerung:
Kam man zum Ergebnis, daß etwas verkehrt wäre zu tun, so braucht man das ja nur zu unterlassen. Mithilfe gewisser Annahmen kann man per "strategischer Überlegungen" sich viel Ärger, Ungemach, Probleme uä (im Umgang mit Nicht-Gewußtem) ersparen. Sich angemessen viel Schlaf zu gönnen, weder zu viel noch zu wenig, bewahrt im Alltag vor Ungemach, Verletzungen, Mißgeschicken, usw. Indem man die Erinnerungen sorgsam pflegt, aufgrund von Erinnerungen an vergangene Erlebnisse oder auch Gelesenes, korrekterweise Erlerntes richtige Schlüsse in der Gegenwart zieht, kann man sich auch Ungemach, "Niederdrückendes", "Bedrückendes" sparen. Insofern sind eben die Begriffe Erkenntnisnormen, Verkehrtheit, Annahme, Schlaf und Erinnerung an sich weder gut noch schlecht, sehr wohl in bedeutsames Thema und so bietet es sich an, sich mit diesen Begrifflichkeiten zu befassen:
"1,7. Die Erkenntnisnormen sind: Wahrnehmung, Folgerung, Überlieferung."
Anmerkung zu Vers 1.7 von mir, dem Verfasser dieser Webseite:
Nunja, faktengemäßer bietet es sich hier, festzustellen, daß Mr. Mahesh in jenen 13 Jahren bei Swami Brahmanda Saraswati jenes Transzendieren erlernen konnte und insofern dann nunmal die "Wahrnehmung" machte, daß das was sehr Interessantes, Dienliches, Fördeliches, Gedeihliches, Außerordentliches, höchst Wesentliches, Bedeutsames, uä sei. Irgendwann folgerte er, daß es Sinn machen würde - unabhängig von den damaligen, nicht so ganz erfreulichen Umständen - jenes zu lehren und daß es aufgrund von dessen Transzendentsein, auch unter jener widrigen, wenig erfreulichen Situation (, daß jemand einfach Vorträge mit Ihm als redner anküpndigte, obwohl er sich, wie er meinte und gewollte hatte, doch deutlichst zum Ausdruck gebracht habe, daß er das nicht wolle), Ihm möglich sein würde, jenes "Transzendieren", jene "TM-Meditations-Methode", jene "Meditionsweise" zu lehren. Insofern war das nun eine gewisse Schlußfolgerung.
Als nächstes stellte Mr. Mahesh dann irgendwann mal fest, daß das alles das Transzendieren-Lehren keinen so ganz richtigen Sinn ergeben würde, wenn er sich nicht auch um die ""Überlieferbarkeit" dieses "Know-How"'s kümmern würde. (s. "A Hermit in the House" von Helena Olson; das Buch gibt es auch auf Deutsch). Er bildete TM-LehrerInnen (egal welchen Geschlechts oder auch geschlechtslos) aus, schuf im Laufe von ca 10 Jahren einen möglichst gut strukturierten TM-LehrerInnen-Ausbildungskurs, den der britische Pädagoge Max Flissure dann, in enger Zusammenarbeit mit Mr. Mahesh und dessen gesammelter Erfahrungen, ausgearbeitete und zB in Playa La Antilla März-Mai 1973 präsentieren sowie anbieten und selbst abhalten konnte; es waren seinerzeit ca 1000 TeilnehmerInnen dann dabei (s. Robrt Oates, "The Dawn of the Age of Enlightenment" ; Herr Robert Oates war auch auf jenem Kurs mit dabei gewesen und erwähnt jene Teilnehmerzahl) und der Kurs sowie die Kursroutine hielten dem soweit Stand.
Insofern wurde Mr Mahesh - bei all seinen persönlichen Problemen, Schwächen und echten Fehlern, ja Fehltritten) den 3 Erkenntnisnormen gerecht:
1) eigene Erfahrung des Transzendierens über 13 Jahre hinweg bei Swami Brahmanda Saraswati - einem hochkompetenten und allgemein anerkannten "Lehrer" für sowas - selbst gesammelt und insofern "wahrgenommen".
2) Er kam zur Folgerung, daß diese Meditationsmethode doch für Andere auch von Hilfe sein würde können und focusierte sich auf das Lehren dieser Meditationsmethode, anderen Fragen immer wieder ausweichend.
3) Mr. Mahesh stellte sich der Aufgabe der Überlieferbarkeit dieses wertvollen Wissens.
In diesem Sinne sind also jene 3 Erkenntnisnormen in der "TM-Lehrer-Scene", sofern sich TM-LehrerInnen an das halten, was sie in ihrer Ausbildung gelehrt bekommen haben, lebendig.
"1,8. Verkehrtheit ist die falsche Erkenntnis, welche bei dem stehen bleibt, was nicht das Wesen der Sache ist."
"1,9. Der [bloßen] Erkenntnis durch Worte nachgehend, des Objektes bar ist die Annahme."
"1,10. Die nicht auf einer realen Vorstellung fußende Funktion ist der Schlaf."
"1,11. Das Nicht-abhandenkommen eines Objektes, dessen man inne ward, ist Erinnerung."
"1,12. Die Unterdrückung jener [Funktionen des Bewußtseins] geschieht durch Übung und Leidenschaftslosigkeit."
Anmerkung zu Vers 1.12 von mir, dem Verfasser dieser Webseite:
Na klar, weil man natürlicherweise all das Verkehrte, all das was zu "bedrückenden" kleça's führt, vermeiden möchte und am besten ein-für-allemal (daß das überhaupt möglich sein könnte, ist schon wieder eine boße "Annahme") vermieden haben möchte, frägt man sich wie das zu bewerkstelligen sein könnte.
Man konzentriert sich eben etwas besser, paßt besser auf, nutzt sein Erinnerungsvermögen um nicht alte Fehler zu wiederholen, sucht per der notwendig-umfassend zusammengesuchte Annahmen sinnvolle Strategien, usw usf. Was hat solches "Strategiensuchen", solches "gesammelt" sich dem Alltag widmen per ausreiched Ausgeschlafen sein, Unnötigen Ärger vermieden haben, usw so an sich? Nunja es geschieht objektiv-sachlich, dh "leidenschaftslos" und man muß es pflegen, da es nicht viel hilft an einem Tag auf die Drogen, den Alkohol verzichtet zu haben und an den folgenden Tagen umso schlimmer dem Laster zu frönen. "Angemessens Strategisches Denken"-Erlernen erfordert eben auch "Objektivität", "Unparteilichkeit", "Sachkeit", dh Leidenschaftslosigkeit, aber eben auch "Übung", so wie die Übungsaufgaben bei einem Studium, im Zusammenhang mit Schule uä.
Im Zusammenhang mit der natürlichen, sehr einfach zu erlerndenden und auszuübenden TM-Meditationsmethode bedeutet "Übung" in erster Linie"Regelmäßigkeit" samt der gebotenen Mäßigkeit, dh "Nicht-Übertreiben": Die ersten 1-2 Jahre ca 20 Minuten morgens und abends; danach, wenn es die Zeit erlaubt, usw, allenfalls ca 30 Minuten.
Andererseits wird diese TM-Meditationsübung ohne Gefühlaufwand uä betrieben: Es ist eine sehr einfache, natürliche Meditationsübung - aus dem Bereich des Vedanta, wie Shankaracharya Swami Shantanand Saraswati, lt. Paul Mason mal sagte; siehe zB Wikipedia (
https:/ /de.wikipedia.org/wiki/Shankaracharya_Shantanand) - , die keinen Zwang oä erfordert. Insofern wird sie "leidenschaftslos" praktiziert.Dieser Vers 1.12 beschreibt insofern jene "Transzendentale Meditation", jene als "wissenschaftlich" (was ebenfalls die "Leidenschaftslosigkeit" ausdrückt) bezeichnete Methode.
Da es um "momentane Erfahrungen des transzendentalen Bewußtseins" geht und man danach wieder "d'raußen" ist, sind diese Momente zunächst ja mal vorrübergehend und insofern werden den kleça's da nur "unterdrückt", was eben besagt, daß es kein Dauerzustand sein wird, da man danach wieder "d'raußen" ist.
In einem letzten Schritt irgendwann dann mal, jedoch wird das transzendentale Bewußtsein als ein, aus sich selbst heraus existentes, natürliches, überall seiendes Etwas erkannt. (vgl. u.a. Chândogya-Upanishad, 7.te Lektion, die Ausführungen im entsprechenden Abschnitt in zB
www.schulerlebnis--91-19i.bayern ).Im Bereich der Mathematik gibt es ein spezielles Verfahren der linearen Optimierung, so sagte Dr. Fischer/TUM (er war dort lange Jahre "akademischer Rat".) in einer der Übungsstunden zu Vektoroptimierung mal, wo man von "unzulässigem Punkt" zu "unzulässigem Punkt" geht, bis man in einem letzten Schrittt erstmals einen "zulässigen Punkt" erreicht und dieser Punkt ist sodann auch bereits "optimal", dh das Verfahren endete dort erfolgreich.
Das "transzendentale Bewußtsein" als etwas zu erleben, was dann wieder weg sein könne, dh das nicht überall und jederzeit sei, ist aus der Sicht richtigen Erkennens, richtigen Verständnisses nunmal ein "falscher, unzulässiger Punkt".
Ist dann jedoch jenes transzendentale Bewußtseins als ein aus sich selbstheraus existentes transzendentes Etwas, das nicht mit kleça's und dem Entstehen und Vergehen behaftet ist, erkannt, so wurde insofern erstmals ein "richtiger, zulässiger Punkt" erreicht und diese Erkenntnis ist dann auch schon "optimal", da es jene "Befreiung" ist, jener Moment von dem aus den Überlieferungen bzgl Buddha von seiner "Erleuchtung unter dem Bodhi-Baum" gesprochen und berichtet wird.
Aus der Sicht gewisser religiöser Gruppierungen wird dieser Weg als völlig absurd und blöd, gefährlich usw verspottet. Der Vergleich mit der Aufgabenstellung der "linearen Optimierung" und damit auch sowohl "Spieltheorie" als auch "Vektoroptimierung", zeigt jedoch, daß so ein Weg möglich sein kann. Aus der Sicht fanatischer "Erkenntnisredner" & co ist der Weg absurd, weil es doch widersnnig sei, von sowas wie einem "Wiederverlorengehen des transzendentalen Bewußtseins" zu reden; aus der Sicht religiöser Fanatiker ist der Weg ähnlich Blödsinn, da es darauf ankäme doch jenen, die es besser wüßten, dh den Priestern zu vertrauen und deren Regeln, Gebote, Gesetze strikt zu befolgen.
(Vermutlich war es jenes, bereits erwähnten, Dr. Hans Vater's Problem, daß er als "Dr. der Philosophie" stets nur von korrekt verstandenen und festgelegten Begriffen ausgehen wollte und das insbesondere auch auch im Alltag, als "gelebte Philosophie", als "praktizierender" Philosoph". Als er dann nunmal TM erlernt hatte - und sei es weil er seine damalige Freundin S. nicht "verlieren" wollte - hatte er nun ein, Dilemma: Na klar, die Erfahrung ließ sich nicht leugnen, aber all die seltsamen Begriffe, welche Mr. Mahesh gebrauchte, das alles war/schien doch nicht ernsthaft philosophisch korrekt. So sah er sich dann anscheinend berechtigt, das Dilemma dadurch zu lösen, daß er nun sozusagen in 1 Atemzug und vor einem nächsten Denken und Handeln müssen, jene "Erleuchtung" erlangt haben müsse. Dann , also nach diesem 1 Atmezug, würde er dann sicherlich wieder korrekte Begriffe für alles finden können. Dann - und 1 Atemzug dazwischen hatte er sich doch eh immer genehmigt und genehmigen haben dürfen - würde er gewißlich seine Handlungen - wie sich auferlegt - philosophisch-korrekt bestimmen, überprüfen, sorgfältig durchdacht angehen zu können, gemäß der Vorgaben für ein philosophisch korrekt gelebtes und gestaltetes Lebens, fähig sein und das trotz "TM-Ausgeübthaben". Nunja, es ging ziemlich schief. Daß er dann in der Folge in "seinem" TM-Center letztlich subversiv gegen jeden anderen Umgang mit diesem TM-Phänomen zu Felde zog, immer und immer wieder subversiv für seinen "Vollzeit-Einsatz" tätig war, betraf dann aber auch - auch wenn er es ansncheinend nicht wahr haben wollte und vielleicht auch gar nicht wollte - Andere, was zu weiteren Verwicklungen führte.
Irgendwann schaffte er es tatsächlich dem TM-Centeralltag fern zu bleiben und in der unmittebaren Nähe des Mr. Mahesh an dessen Lebensweise zu partizipieren und die anderen TM-Ausübenden wenigstens endlich in Ruhe zu lassen und nicht mehr mit seinem Dilemma zu behelligen.
Es würde wohl angemessen sein, wenn Philosophen, Theologen aber auch Sprachfanatiker (egal welchen Geschlechts oder auch geschlechtslos), jenen Weg, der von "unzulässigem Punkt" zu "unzulässigem Punkt" geht, um in einem letzten Schritt ans Ziel zu gelangen, als Faktum gelehrt bekommen würden. Selbstverständlich würde man sinnvollerweise von einem möglichst nahe am Ziel liegenden Punkt ausgehen und insofern würde man eben, im Rahmen des Status Quo einer Gesellschaft, sich einfach für das Beste einsetze; man würde seinen Beruf, wie es der designierte Nachfolger als Shankaracharya vom Sringeri in einem Vortrag mal erläutert ("Benedictory discourse of Jagadguru Shankaracharya Sri Sri Sri Vidhushekhara Bharati Sannidhanam", Daksihnamnaya Sri Sharada Peetham, Sringeri Vortrag vom 25.7.2020, 28th Vardhanti - Anugraha Bhashanam of Jagadguru Sri Sannidhanam; Siehe:
https:/ /www.youtube.com/watch?v=3UV0VAdFbpg&feature=emb_logo,) so gut als möglich erlernen und dann zum Wohl der Welt davon Gebrauch machen.Nunja, wenn nen Mathematik-Professor zu einem Studenten sagen täte: Also man darf nur von zulässigem zu zulässigem Punkt gehen, anders ist das nie&nimmer möglich und nicht zielführend, inakzeptabel also, so hätte jener Professor (egal welchen Geschlechts oder geschlechtslos) nunmal Unrecht und wäre nur "fanatisch", "besessen" von seinen persönlichen Vorlieben und Vorstellungen, die insofern Träumereien glichen und wenig professorlich-wissenschaftlich-sachlich-objektiv wären.
"1,13. Die Übung ist die Bemühung, darin [in der Unterdrückung der Funktionen] zu beharren."
Anmerkung zu Vers 1.13 von mir, dem Verfasser dieser Webseite:
Während der TM-Ausübung stellen sich nunmal natürlicherweise Momente "transzendentalen" Bewußtseins ein. Es ist natürlich, wenn man das merkt, dennoch mit der Meditationspraxis weiterzumachen. Das vollzieht sich jedoch zunehmend in einer Art und Weise, daß man im transzendentalen Bewußtseins "verbleibt", obwohl weiterhin sehr feine Stadien des Mantras erfahren werden. Es ist eine gewisse sehr subtile Sinnenstätigkeit. Insofern ist eine Übung in der
»"Unterdrückung der Funktionen" zu verharren«."1,14. Diese [Bemühung] aber gewinnt festen Boden, wenn sie lange Zeit ununterbrochen gastfreundlich gepflegt wird."
Anmerkung zu Vers 1.14 von mir, dem Verfasser dieser Webseite:
Wird in diesem obigen Sinne, dh regelmäßig morgens&abends TM-Ausübung (samt der sich natürlich einstellenden Zeitchens wo das Meditationsgeschehen als eine Übung in der
»"Unterdrückung der Funktionen" zu verharren« -siehe Anmerkungen zu Vers 1.13 - korrekt beschreibbar ist, so wird jene natürliche Sinnestätigkeit so subtil, daß das "transzendentale Bewußtsein" als Realiät auch tief innen im Objekt wahrgenommen und als das auch erkannt wird. Man lebt fortan natürlicherweise, transzendental erfreuterweise im irgendwie während der Meditation ja so ganz natürlich für sinnvoll erachteten, "ersehnten" Zustand des »Verharrens in der "Unterdrückung der Funktionen"« (Man hat es nicht geschafft, nein! Es ist geschafft.). Man hat erkannt, daß man im Lichte transzendentaen Bewußtseins, in Begriffen des Selbsts wahrnimmt. (Man vgl dazu etwa die Ausführungen von Sureshwaracharya, der auch Vartikakara genannt wird, dem ersten Shankaracharya von Sringeri Math: In seinem Kommentar zum Dakshinamurty findet man da Anmerkungen betreffs "Die Existenz des Selbst" und auch "Das Licht des Selbst" betreffs Vers 1. - Siehe etwa www.klassisch-indische-texte-91-19i.de .) Woimmer etwas über die Sinne wahrgenommen wird, dort ist auch das transzendentale Bewußtsein, in dessen Licht das betreffende Sinnesobjekt natürlicherweise, spontan, selbstverständlich wahrgenommen wird.Es erinnert an Aussagen in einigen Upanishaden, die sinngemäß besagen: "... ist rechts, ist links , ist vorne, ist hinten, ist oben, ist unten, ist innen, ist außen; es ist überall".
Siehe zB die Übersetzungen der Chândogya-Upanishad, 7'te Lektion durch Dr. Rixner aus dem Jahre 1808 und die Übersetzung von Dr. med. Mischel aus dem Jahre 1882. Beide Online zu lesen via der bayerischen Staatsbibliothek. (Siehe: Seite 184 bis 189 in [1], dh "Versuch einer neuen Darstellung der uralten indischen All-Eins-Lehre ...", von Thaddae Anselm Rixner, Professor der Philosophie am königlich Baierischen Lyceum zu Passau, Nürnberg, in der Steinischen Buchhandlung, 1808; siehe insbesondere Seite 186/187:
(man findet es relativ einfach unter www.bsb.muenchen.de per Suchbegriff Oupnek'hat und wählt dann eben "Versuch einer neuen Darstellung der uralten indischen All-Eins-Lehre ..." aus."... Und nach einer Weile fuhr er fort: Gott ist die Ruhe; und Gott ist überall, unten, und oben, vornen und hinten, rechts und links; denn Gott ist alles; und damit Nard dieses nicht etwa falsch verstehen möchte, setzt er hinzu: Der Geist Gottes ist die Weltseele (atma) ist oben und unten, rechts und links; auch ich lebe durch desen Geist, und bin dieser Geist, denn der Geist ist alles. ..." und dann va auch :
Bei Dr. med. Mischel, (Oupnek'hat, die aus den Veden zusammengefaßte Lehre von dem Brahm, Dresden, aus der sanskrit-persichen Uebersetzung des Fürsten Mohammed Daraschekoh in das Lateinische von Anquetil Duperron, ins Deutsche übertragen von Franz Mischel, Dr. med.,Dresden, Kommissions-Verlag und Druck von K.Heinrich,1882) findet man findet dazu auf Seite 43 (zB. per www.bsb-muenchen.de mittels des Suchbegriffes "Oupnek'hat" und wählt dann eben Dr. Mischel's Übersetzung aus dem Lateinischen ins Deutsche aus.):
>> ...Nard frug: wo ist die Grenze dieser Ruhe?
Er erwiderte: wenn man weiß, daß aus dieser Buße Trost und Ruhe quillt.
Nard bat: o Verehrungswürdiger, gieb mir eine Andeutung von Trost und Ruhe!
Er erwiderte: Trost und Ruhe ist etwas, was größer als Alles ist; das Ende aller Dinge ist Trost und Ruhe.
Nard frug: was ist Trost und Ruhe?
Er erwiderte: bhouma, d. i. die vor Allem höhere Stufe, über die keine hinausgeht, dieses selbst ist die Ruhe und der Trost, denn in Allem, was unterhalb dieser Stufe ist, ist keine Ruhe, weil der Mensch ein Verlangen darüber hinaus hat. Somit ist im Verlangen das Ruhelose. Und in bhouma sieht, weiß, hört erkennt und denkt der Mensch nichts Anderes. Und bhouma vergeht nicht, ist immer, geht nicht unter und nimmt nicht ab, denn das Auge, das Sehen und die Klarheit sowie der Sehende sind in bhouma Eines, und der Ort, wo der Mensch einen Anderen sieht, weiß, hört , erkennt und beurtheilt, ist aniti, d.i. in ihm ist das Verderbte und Schwache; hier ist kein Trost und keine Ruhe. ...<<
Dann auf Seite 44 geht es weiter:
>> ...Er erwiderte: bhouma thront in seiner eigenen Größe. Da du mich fragest, sagte ich, daß er in sich selbst ist,...
Ich, fügte er hinzu, bin unten, ich bin oben, ich bin vor und hinten ich bin rechts und kinks, ich bin Alles.
Hierauf, um Nard aufzuklären..., sagte er: das Unten ist âtma, das Links und das Rechts ist âtma, ich bin âtma und Alles ist âtma.
Wer auf diese Art sieht und so zu dem Wahren sich bekennt und wissend ist, der findet die Freude in sich selbst...<<
Selbstverständlich findet man diese Upanishade - zusammen mit Hinweisen von Prof Paul Deussen - , in einer der zahlreichen Ausgaben, ua auch als Ebook erhältlich, von "Sechzig Upanshad's des Veda" von Prof. Paul Deussen.??
(in der 2.ten Auflage findet man es ab Seite 170.: Folgendes ab Seite 184 dann:
"
— ,,Die Erkenntnis, o Herr, möchte ich erkennen !"
>>
...
Dreiundzwanzigster Khaṇḍa.
1. ,,Die Lust besteht in der Unbeschränktheit (Gröfse, bhûman): in dem Beschränkten (Kleinen) ist keine Lust; nur die Unbeschränktheit ist Lust. Die Unbeschränktheit (bhûman) also mufs man suchen zu erkennen."
—
.,Die Unbeschränktheit, o Herr, möchte ich erkennen !'Vierundzwanzigster Khaṇḍa
1. .,Wenn einer |aufser sich] kein andres sieht, kein andres hört, kein andres erkennt, das ist die
Unbeschränktheit; wenn er ein andres sieht, hört, erkennt, das ist das Beschränkte. Die Unbeschränktheit ist das Unsterbliche, das Beschränkte ist sterblich.'—
..Aber worauf gründet denn sie sich, o Herr?",.Sie gründet sich auf ihre eigne Gröfse, oder, wenn man will, nicht auf die Größse.
2. Denn unter Größse verstehet man in dieser Welt viel Kühe und Rosse, Elefanten und Gold, Sklaven und Weiber, Feld und Land. Aber das meine ich nicht, meine ich nicht", so sprach er, ,,denn da gründet sich eines immer auf das andre.
Fünfundzwanzigster Khaṇḍa.
I. Sie aber [die Unbeschränktheit] ist unten und ist oben, im Westen und im Osten, im Silden und im Norden; sie ist die ganze Welt.
Daraus folgt für das Ich-Bewußstsein (
ahaṃkâra).: Ich (aham) bin unten und oben, im Westen und im Osten, im Süden und im Norden; ich bin diese ganze Welt. "2. Daraus folgt für die Seele (âtman): Die Selle ist unten und oben, im Westen und im Osten, im SÜden und im Norden; die Seele ist diese ganze Welt.
...<<
aus: "Sechzig Upanishad's des Veda, aus dem Sanskrit übersetzt und mit Einleitungen und Anmerkungen versehen von Dr. Paul Deussen", Professor an der Universität Kiel, zweite Auflage, Leipzig, F.A. Brockhaus, 1905.
Auch Otto von Böthlingk übersetzte im Übrigen diese Upanishade und auch die "siebente Lektion"; von Ihm kommte es, daß in diesem Zusammenhang die Begriffbildung "Lektion" sinnvollerweise benutzbar ist.
Nun aber zurück zu meinen Ausführungen im Sinne der "TM-Lehre":
Ein seltsamer Impuls, der einen stets dazuführt, die Dinge zusammenzubringen, als Ganzes sehen zu können, integrierend zu leben, wird wahrgenommen und es ist eben so. Dieser Impuls werde "ṛbhu" genannt, sagte Mr. Mahesh mal in Seelisberg bei einer seiner "Erläuterungen". So wie es eben auch andere solche Impulse im Leben nunmal gibt. Dieser Impuls ist eben dann aktiv, so wie zB ein "Gesundungsvorgang" oder auch ein "Verständnisvorgang", ein Lernvorgang, usw so ihre eigenen Regeln und Charakteristika haben und als das erlebt und gelebt werden. Das hat nichts mit Götterverehrung oä zu tun, weil das eben eine natürliche Angelegenheit ist, die nur nunmehr wahrgenommen wird.
(Hatte jemand zuvor erweckte Kundalini schon natürlicherweise nunmal gelebt, so findet da ein Vorgang statt, der klassischer-~, mythenartigerweise beschrieben wird als "Vereinigung von Shiva mit Parvati", dh als die Erkenntnis, daß etwas was getrennt zu sein scheint, in Wirklichkeit aber eines ist und die Beschreibung "Vereinigung von Shiva mit Parvati" ist insofern also auch nochmals falsch gewesen, da jene nunmehr erlangte Erkenntis, daß das transzendentale Bewußtsen ein aus sich sebst heraus Existentes ist, der Vorstellung einer "Vereinigung 2-er verschiedener Wesenheiten" nunmal widerspricht.)
Allmählich, uU sehr allmählich, ja genaugenommen nunmal transzendental-"nicht zeitgebunden" allmählich, entwickelt sich die Erkenntnis fort. Verbunden ist da die unvermeidliche Erkenntnis, daß jenes transzendentale Bewußtsein ein aus sich selbst heraus existentes Etwas ist; als solches erkannt, kann es nicht mehr verloren
gehen und das führt dann zu:
"1,15. Die Leidenschaftslosigkeit ist das Bewußtsein der Selbstbeherrschung eines nicht mehr nach wahrnehmbaren und Schrift-verheißenden Dingen Dürstenden."
Anmerkung zu Vers 1.15 von mir, dem Verfasser dieser Webseite:
>>Nard foschte weiter: Welches ist denn also die Region dieser hohen unzerstörbaren Ruhe, ehrwürdiger Vater! und wo mag man sie finden?
Sant-Kumar antwortete: >>Die Ruhe geht aus sich selbst hervor, und kehrt in sich selbst zurück, d.h. sie entspringt aus sich selbst, und beruhet auf sich selbst. <<
siehe: "Versuch einer neuen Darstellung der uralten indischen All-Eins-Lehre ...", von Thaddae Anselm Rixner, Professor der Philosophie am königlich Baierischen Lyceum zu Passau, Nürnberg, in der Steinischen Buchhandlung, 1808; siehe insbesondere Seite 186/187
Bei Dr. med. Mischel's Übersetzung findet man das als:
>> ...Er erwiderte: bhouma thront in seiner eigenen Größe. Da du mich fragest, sagte ich, daß er in sich selbst ist,...<<
Oupnek'hat, die aus den Veden zusammengefaßte Lehre von dem Brahm, Dresden, aus der sanskrit-persichen Uebersetzung des Fürsten Mohammed Daraschekoh in das Lateinische von Anquetil Duperron, ins Deutsche übertragen von Franz Mischel, Dr. med.,Dresden, Kommissions-Verlag und Druck von K.Heinrich,1882)
Man findet diese Aussage am Ende des vorherigen Verses, jenes "Allmählich, uU sehr allmählich, ja genaugenommen nunmal transzendental-zeitlos allmählich, entwickelt sich die Erkenntnis fort. Verbunden ist da die unvermeidliche Erkenntnis, daß jenes transzendentale Bewußtsein ein aus sich selbst heraus existentes Etwas ist; als solches erkannt, kann es nicht mehr verloren gehen", also auch sehr deutlich in der siebenten Lektion der Chândogya-Upanishade in den diversen, bereits zuvor bereits erwähnten, Übersetzungen.
"1,16. Dieses Nichtmehrdürsten nach den Guṇa's erreicht seinen Höhepunkt bei dem Aufleuchten des Purusha Besitzenden."
Anmerkung zu Vers 1.16 von mir, dem Verfasser dieser Webseite:
Nunja, es geht hier darum, daß dieses aus sich sebst heraus existente transzendentale Bewußtsein, das überall dort wahrgenommen wird, wo was wahrgenommen wird, schließlich auch erkannt wird als, daß das auch man selber ist und zwar in jenem Sinne, in welchem eine Welle des großen, weiten Ozeans auch aus Wasser besteht, aus demselben besteht woraus der ganze Ozean besteht und den Ozean als Wasser betrachtend - und nur insofern -, ist es dann in Ordnung, wenn eine Welle sagt: "ich bin Wasser, wie der Ozean" Im Zusammenhang mit dem Phänomen "Unendlichkeit" (Prof Deussen gebrauchte im Zusammenhang mit "Bhouma" die Bergifflichkeit "Unendlichkeit".) treten (aus der Mathematik bekanntermaßen) gewisse erstaunliche Phänomene auf (zB die Menge der "geraden natürlichenZahlen", obwohl offenbar nur ein Teil der "Menge der natürlichen Zahlen", ist eben gleichmächtig zur Menge aller natürlichen Zahlen; man kann jeder natürlichen Zahl eine gerade natürliche Zahl zuordnen und umgekehrt).
Auf dieser Basis, daß man den Überblick gewonnen und sicher gefestigt ist im Begreifen jener Zusammenhänge, können nun feinere Unterschiede betreffs der individuellen Erfahrungen auf dem Weg dorthin, vestanden werden und werden von Maharishi Patañjali angegeben.
Das ist sehr wohl ein sehr wichtiges Thema.
Als ich einst mit dem Mathematikstudium begann änderte sich die TM-Erfahrung während der 20 Miuten von Grund auf. Es war klar, daß ich richtig TM ausübte, es war voll&ganz in Ordnung, aber ist sowas noch "wissenschaftlich", "systematisch" wie doch "TM" beschrieben wurde? Ich konnte es einfach nicht begreifen. So ging ich mehrfach zu TM-Lehrern (egal welchen Geschlechtes oder auch geschlechtslos) und wollte eine Erklärung dafür. Kein TM-Lehrer (egal welchen Geschlechtes oder auch geschlechtslos) vermochte es mir zu erklären; man riet mir auf einen TM-LehrerInnenausbidungskurs zu gehen, da das was ich dort lernen würde, alles sei, was auch sie selber wüßten. Aber auch dort kam von Mr. Mahesh kein Hinweis. Erst hier in den Patañjali-Yogasutren wird da nunmal auf gewisse Unterschiedlichkeiten, je nach Ausgangslage, individueller Aspekte uä eingegangen:
"1,17. Wenn begleitet von Zweifeln, Bedenken, Freude und Egoismus ist der [Samâdhi, die Versenkung] ein bewußter (samprajñâta, savîja)."
"1,18. Der andere hingegen (der unbewußte, asamprajñâta, nirvîja Samâdhi), welcher die Übung in dem Vorstellen der Beruhigung zur Vorraussetzung hat, hat die Charaktereigenschaften (saṃskâra = vâsanâ = karmâçaya) als Rückstand [von sich abgestreift]."
"1,19. [Der bewußte Samâdhi] hat die Entstehung als Ursache (ist von Geburt an vorhanden) bei den körpererhabenen (vgl. 3,43), in der Prakṛiti Aufgehenden (vgl. Mahâbh. XII, 306,17 und Sâñkya-Kârikâ 45, oben S. 100 und 451)."
"1,20. Bei den andern [die nichtvideha-prakṛitilaya sind] setzt er (der bewußte Samâdhi) voraus: Kraft, Gedächtnis und Bewußtsein des [als Ziel vorschwebenden] Samâdhi."
"1,21. Den [durch die genannten Mittel] heftig Anstürmenden ist er [der bewußte Samadhi] nahe."
"1,22. Weil es Schwache, Mittlere und Übermäßige gibt, folgt auch daraus ein Unterschied."
"1,23. Oder auch aus der Hingabe an Gott [welche ebenso wie genannten Mittel, Naturanlage, Vertrauen u.s.w, Eifer und Begabung die Erlangung des bewußten Samâdhi befördert]."
Anmerkung zu Vers 1.23 von mir, dem Verfasser dieser Webseite:
Nunja, das ist nun eben ein "anderer" Weg; "Bhakti-Yoga", was von der TM-Scene als "in Indien" allgemein bekannte Weg-Möglichkeit keinesfalls beschritten wird und durchaus eine weitere Verbreitung hat.
In den folgenden versen geht Maharishi Patañjali dann auf Charakteristika, Besonderheiten im Zusammenhang mit diesem Weg ein.
Gleichwohl stellt er erstmal den Zusammenhang zu den "religions-neutralen" Begrifflichkeiten "Purusha", "kleças" her, weil eben auch dieser religiöse Weg zu "Samadhi" führt, wie dieser Vers 1.23 besagt.
"1,24 Gott (içvara) ist ein besonderer Purusha, [welcher im Gegensatz zu anderen Purusha's] nicht berührt wird von den Plagen (kleça), Werken, Werkfrüchten und Werkresiduen (âçaya = saṃskâra = vâsanâ).
"1,25 In ihm ist der Same [die potentiell auch dem menschlichen Intellekte eigene Anlage zu] der Allwissenheit ins Unüberbietbare gesteigert."
"1,26 Es ist auch der Lehrer der Altvorderen [gewesen], weil er [als ewig] nicht durch eine Zeit begrenzt wird."
"1,27. Ihn bezeichnend ist der heilige Laut Om"
"1,28. Diesen zu murmeln und seinen bewußten Sinn zu überdenken [ist zur Erlangung des bewußten Samâdhi förderlich].
"1,29. Daraus (aus der Meditation des Om-Lautes) geht ferner hervor Erlangung der Innenwahrnehmung und Beseitigung der Hindernisse [welche der Beruhigung des Cittam entgegenstehen].
"1,30. Krankheit, Apathie, Zweifel, Unbesonnenheit, Trägheit, Nichtentsagung, irrige Ansichten, Ermangelung der Yogastufen (2,27) und Unbeständigkeit sind die Zerstreuungn des Cittam (Geistes), und sie beilden die Hindernisse."
"1,31. Schmerz, Trübsinn,, Körperzittern sowie [unregelmäßiges] Einatmen und Austamen sind die Begleiter der Zerstreuungen."
"1,32. Diese (die Zerstreungen und ihre Begleiterscheinungen) zu beseitigen, dient die Konzentrierung auf eine einzelne Realität [angeblich: eines der vierundzwanzig Prinzipien des Sâñkhyam]."
"1,33. Die Beruhigung des Cittam erfolgt durch die Vergegenwärtigung von Freundschaft (1), Mitleid (2), Freude (3), und Nachsicht (4), welche sich auf Lust (1), Leid (2), Gutes (3) und Böses (4) beziehen."
Anmerkung zu Vers 1.33 von mir, dem Verfasser dieser Webseite:
Nunja, das war nun eben so ein "anderer" Weg (nicht der TM-Weg); "Bhakti-Yoga", was von der TM-Scene als "in Indien" allgemein bekannte Weg-Möglichkeit keinesfalls bestritten wird und durchaus eine weitere Verbreitung hat.
In diesem Vers und einigen Folgenden, geht es noch um andere natürliche Möglichkeiten, Ansätze zur Erlangung von Samadhi per "Beruhigung des Cittam".
"1,34. Oder durch Ausstoßen und Zurückhalten des Atems [kann beruhigung des Cittam erreicht werden].
"1,35. Oder eine auf [vergeistigte] Objekte bezügliche Tätigkeit, wenn gelingend, ist Veranlassung des Beharrens [in der Beruhigung des Cittam].
"1,36. Oder eine kummerfreie, lichtvolle [Geistesstimmung ist Veranlassung des Beharrens]."
"1,37. Oder ein auf leidenschaftslose Dinge bezügliches Denken [ist Beruhigung des Cittam]"
Anmerkung zu Vers 1.37 von mir, dem Verfasser dieser Webseite:
Das paßt sehr gut auf die "TM-Meditationsmethode": man benutzt ein Sanskrit-Wort ohne Bedeutung, einfach nur den Lautaspekt. Insofern ist TM-Meditation, nachdem man von der bewußten Denkebene ausgeht - siehe die Ausführungen in "Wissenschaft vom Sein und Kunst des Lebens" - ein auf "leidenschaftslose Dinge bezügliches Denken". Dieser Vers, in der Übersetzung von Prof. De0ussen, drückt es hervorragend und passend aus.)
"1,38. Oder sie [die Veranlassung dieses Beharrens] ist bedingt durch eine [die objektive Kontemplation begünstigende] auf Traum und Schlaf rückbezügliche Erkenntnis."
Anmerkung zu Vers 1.38 von mir, dem Verfasser dieser Webseite:
Das erinnert etwas an den Ansatz in der Mandukya-Upanishad, wo man sich mit den Unterschieden und Charakteristika von Schlaf, Wachen, Träumen und dann auch dem Vierten, dem Turiya befaßt.
Bzgl. Mandukya-Upanishad siehe Professor Deussen's Übersetzung sowie Ausführungen inklusive Prof Deussen Übersetzung des Kommentars von Shankara's Großmeister namens Gaudapada, dh die Gauapada-Karika. Auch Shankara schrieb eine Kommentar zu dieser Upanishade und insofern auch zum Kommentar seines Großmeisters und überprüfte so sein Verständnis auf Übereinstimmung mit des Großmeister's Verständnis.
"1,39. oder durch eine beliebige Meditation [erfolgt die Beruhigung des Cittam]."
"1,40. [Nachdem das Cittam des Yogin beruhigt,] erstreckt sich seine Herrschaft [oder: sein Nichtbeherrschtwerden] vom Allerkleinsten bis zum Allergrößten."
"1,41. Sind die Funktionen des Cittam unterdrückt, so erfolgt, wie für einen klaren Kristall*, bei Erkenner, Erkennen und Erkenntnisobjekt als das Aufgehen in dem letztern und das Durchdrungenwerden von ihm die Samâpatti (Erhebung)."
"-------------------
* An das Durchdrungensein des Kristalls von der Farbe der hinter Ihm befindlichen roten Blume möchten wir darum nicht denken, weil dieser Vergleich in der Regel nur gebraucht wird, um den Irrtum, als sei der Kristall rot (der Âtman mit den Upâdhi's behaftet), zu erläutern."
"1,42. Ist diese (sâmapatti) noch behaftet mit Unsicherheit in betreff der Erkenntnis der Wortbedeuteungen, so heißt sie eine zweifelbehaftete (savitarkâ)."
"1,43. Sie heißt eine zweifelsfreie (nirvitarkâ), wenn sie, von den [aus einer frühern Geburt stammenden] Erinnerungen gereinigt und gleichsam, der eigenen Natur ledig, nur das Objekt widerspiegelt."
"1,44 Damit ist auch die bedenkenbehaftete und bedenkenfreie (Sâmapatti) erklärt, nur daß diese sich auf feine Objekte bezieht."
"1,45. Ein feines Objekt zu sein erstreckt sich bis auf das Merkmallose (die Prakṛiti)."
"1,46. Diese [vier Arten des Samâpatti] sind es, welche den keimhaften (savîja) Samâdhi ausmachen."
"1,47. Bei Herangereiftheit der bedenkenlosen [Samâpatti] erfolgt [als eine höhere Stufe über das citta-prasâdanam hinaus] der adhyâtma-prasâda (die Beruhigung des eigentlichen Selbstes)."
"1,48. Dann ist das Bewußtsein [als Frucht der Herangereiftheit] die Wahrheit tragend.
"1,49. Ein solches Bewußtsein, prajñâ, wiewohl immer noch im saṃprajñâta samâdhi befangen] hat ein anderes Objekt als die Erkenntnis aus Offenbarung und Folgerung, weil es einen von dem ihrigen verschiedenen Zweck hat."
"1,50. Der aus dieser [höhern Art der Erkenntnis] erzeugte Gemütseindruck hält die andern Gemütseindrücke nieder."
"1,51. Wenn auch dieser [saṃprajñâta, savîja samâdhi unterdrückt wird, so erfolgt, indem alles unterdrückt worden ist, der keimlose (nirvîja) Samâdhi.
(aus den Seiten 514 - ínkl. 518 von "Die nachvedische Philosophie der Inder - nebst einem Anhang über die Philsophie der Chinesen und Japaner", von Dr. Paul Deussen, 4.Auflage, Leipzig/ F.A. Brockhaus/1922)
Anmerkung von mir, dem Autor dieser WEB-Seite, zu Prof. Deussen's Übersetzung von 1.1 bis 1.51:
Das in der Übersetzung von Prof. Deussen in Vers 1.2 vorkommende Wort "Unterdrückung" erklärt sich auch aus dem Zusammenhang zu den Upanishaden, in welchen Professor Deussen die Patañjali-Yogasutren stellt und aus diesem ganzheitlichen Ansatz und Verständnis heraus, erläutert sich auch der Zusammenhang vom Ziel des Yoga, dem Ausgangspunkt und den Wegen ans Ziel. Mr. Mahesh's Verständnis dazu beschreibt sich - wie das von Deshpende in Bettina Bäumer's Übersetzung aus dem Sanskrit und ihrer Übersetzung von Despende's Kommentar aus dem Englischen Kommentar - von Anfang an als "zur Ruhe bringen, zur Ruhe kommen lassen"; das Wort "Unterdrückung" hat heutzutage nunmal via Psychologie und Psychiatrie eine Umdeutung erfahren. Darauf gehe ich dann etwas näher beim Vergleich der 3 Übersetzungen der ersten 3 Verse etwas weiter hinten in diesem Abschnitt ein.
Weiteres:
Per einfachem Vergleichen sieht man, daß die Übersetzung von zB Profesor Deussen und Bettina Bäumer sich nun doch sehr ähneln bzw sich hilfreich ergänzen und Professor Deussen's Übersetzungen nachwievor Aktualität hat.
In analoger Weise kann man sich mit allen Versen befassen.
Statt zu lesen "Unterdrücken" und sofort loszulegen "ojeminie, wie altmodisch, das ist doch völliger Blödsinn", sollte man besser mal weiterlesen genauer Hinsehen und mit anderen Übersetzungen vergleichen. Man kann es wohl Professor Deussen nicht anlasten, daß er es sich abverlangte sich korrekten Definierens zu befleissigen.
Daß es im Yoga um einen Zustand disziplinierten Lebens geht, sieht man dann ja weiter hinten, wenn es eben auch um die 8 Glieder des Yoga geht. Bei Bettina Bäumer im Teil II, E "Die achblättrige Blüte des Yoga", Vers 2.28, 2.29 usw (Seite 115) und bei Prof. Deussen Vers 2.28, 2.29 usw (Seite 525, im "Vierten Text", beginnend auf Seite 523 mit einigen einleitenden Worten von Prof. Deussen).
>>
...
520
Der Yoga des Patañjali
erreicht wird (2,25), welches hier im Gegensatze zu 1,51 auch auf der höchsten Stufe (prântabhâmau) als ein intellektueller, nicht iiberintellektueller Zustand, als eine Prajñâ erscheint.
.
2,1. Askese, Vedastudium und Gottergebenheit bilden den
Werk-Yoga.
2,2.Er (dieserWerk-Yoga) bezweckt Förderung des Samâdhi und bezweckt Abschwächung der Kleça's (Plagen).
2,3. Die fünf Kleça's sind: Nichtwissen, Egoismus, Liebe, Haß und Lebenshang.
2,4. Das Nichtwissen (avidyâ) ist der Boden für die übrigen
[vier], mögen Sie nun schlummernd (latent), schwach, zwiespältig [unter einander] oder voll entwickelt sein.
2,5. Nichtwissen (avidyâ) ist die Auffassung, des Nicht-Ewigen, Unreinen, Leidvollen und Nicht-Selbstes als ewig, rein, lustvoll und als das Selbst.
2,6. Egoismus· (asmitâ) ist die Identifkation der Potenzen
des Sehenden und des Sehens [des Purusha und des
Innenorgans, bei welchem letztern Organ und Funktion
nach Sâñkhya-Kârikâ 29: svâlakshaṇam vṛittis trayasya, zusammenfallen].
2,7. Auf Lust beruhend ist die Liebe.
2,8. Auf Schmerz beruhend ist der Haß."
---------------------
* Vgl. Spinoza, Ethica III, 13 Scholion: Amor nihil aliud est, quam laetitia concomitante idea causae externae; et odium nihil aliud, quam tristitia concomitante idea causae externae.
521
Yoga-Sûtra's, dritter Text 2,1
—27.2,9. Die auch bei dem Weisen vorhandene, auf Selbstgeschmecktem [in einer frühern. Geburt] beruhende
(besser: vom Geschmack, Wohlgefallen an dem eigenen Selbst begleitete) Anhänglichkeit an den Leib ist der Lebenshang.
2,10. Diese [Kleça's],' soweit sie fein [latent, unbewußt]
sind, müssen überwunden werden durch eine [asktische] Gegenanstrengung (pratiprasava, in anderm Sinne 4,33).
2,11. Ihre Entwicklungen [zu groben, bewußten Kleça's]
müssen überwunden werden durch Meditation.
2,12. Die Kleça's sind die Wurzel des Werkrückstandes, welcher abzubüßen ist in der sichtbaren [gegenwärtigen] oder unsichtbaren [zukünftigen] Geburt.
2,13. Solange diese Wurzel besteht, erfolgen als sein [des
Werkrückstandes] Heranreifen Geburt, Lebensdauer und Genießen (vgl. 4,8).
2,14. Diese [nämlich Geburt, Lebensdauer und Genießen]
bringen als Frucht Erquickung und Peinigung, je nachdem Gutes oder Böses ihre Ursache bildete.
2,15. Wegen der Schmerzen, die aus der Unbeständigkeit [des Genusses], aus der Beängstigung [während des Genießens] und aus den [nachbleibenden und künftig abzubüßenden] Charaktereindrücken entspringen, und weil die Funktionen der Guṇa's· [z. B. Liebe und Haß] sich gegenseitig bekämpfen (vgl. Sâñkhya-Kârikâ 12),
ist für den Weisen alles ein Leiden.
522
Der Yoga des Patañjali.
2,16. Das künftige Leiden ist das zu Vermeidende.
2,17. Die Ursache dieses zu Vermeidenden [des Leidens] ist
die Verbindung von Seher und zu Sehendem (Purusha und Prakṛiti).
2,18. Dasjenige, welches als Charakter Erhellung [Sattvam], Betätigung [Rajas] und Starrheit [Tanias], als Bestandteile die Elemente und Organe und als Zweck den Genufs und die Erlösung hat, ist
das zu Sehende.
2,19. Die Viçesha's [nach Vyâsa: die groben Elemente, Indriya's und Manas], die Aviçesha's [die Tanmâtra's und der Ahañkâra], das nur Erschließbare [die Buddhi] und das Unerschließbare [die nur durch Analogie, sâmânyato dṛishṭam, erkennbare Prakṛiti] sind die Gliederungen der Guṇa's.
2,20. Der
Seher ist der, welcher bloßes Sehen ist, und,obgleich er rein ist, die Vorstellungen [mittels der Buddhi,
Sâñkhya-Kârikâ 36] erschaut.
2,21. Und dies ist der einzige Zweck, dem das Wesen des Sichtbaren [des Objektiven, der Prakṛiti] dient.
2,22. Demjenigen [Purusha] gegenüber, der seinen Zweck erreicht hat, ist sie [das Sichtbare, die Prakṛiti] vernichtet, und doch ist sie nicht vernichtet, weil sie allen von ihm verschiedenen [Purusha's] gemeinsam ist.
2,23. Die Ursache des Wahrnehmens der Wesenheit des
Besessenen [der Prakṛiti] vermöge der Potenzen des
523
Yoga-Sûtra's, dritter Text 2,1
—27.
Besessenen und des Besitzers [der Prakṛiti und des Purusha] ist ihre Verbindung.
2,24. Die Ursache dieser [Verbindung] ist das Nichtwissen.
2,25. Besteht dieses nicht mehr, so besteht auch die Verbindung nicht mehr, sondern ein Freisein [vom Leiden], und dieses ist die Isolation des Sehens [d. h. des Purusha].
2,26. Das Mittel dieses Freiseins ist die ungestörte Erkenntnis des Unterschiedes [zwischen Purusha und Prakṛiti].
2,27. Die Erkenntnis dieses [Unterschiedes] auf der höchsten Stufe ist siebenfach [nämlich a) kârya-vimukti: 1. alles
ist erkannt, 2. es bleibt nichts, was zu erkennen wäre,
3. die Kleça's sind überwunden, 4. der Viveka ist erreicht; b) citta-vimukti: 5. die Buddhi hat ihren Zweck erreicht, 6. die Guṇa's sind besiegt, 7. der Samâdhi ist
vollendet].
Vierter Text, 2,28
—3,66.
Ein längerer Yogatext, der längste, wenn auch nicht wertvollste von allen, die den Bestand der Yoga-Sûtra's bilden, erstreckt sich von 2,28 in ununterbrochener Folge bis zum Schlusse des dritten Buches, und auch 4,1
—6 kann noch als Nachtrag dazu betrachtet werden. Er behandelt die ganze Yogapraxis an der Hand der acht Añga's, durch welche, wie das Eingangssûtram 2,28 erklärt, die Unreinheit vernichtet, die Erkenntnis entflammt und der erlösende Viveka erreicht wird. Nach Aufzählung der acht Añga's (2,29) werden zu nächst yama (2,30—31) und niyama (2,32—34) charakterisiert. Weiter werden 2,35—39 die fünf Unterarten von yama, 2,40 45 ebenso die fünf Unterarten von yama besprochen. Es folgt 2,46—48 als drittes Añgam âsanam, 2,49—53 prâṇayâma und 2,54—50 pratyâhâra. Nach Besprechung dieser fünf niedern
524
Der Yoga des Patañjali
oder, wie sie auch genannt werden, äußeren Glieder des Yoga geht das dritte Buch ohne jede Unterbrechung der Kontinuität zu den drei höhern oder innern Añga's über, welche als dhârana (3,1), dhyâṇam .(3,2) und samâdhi (3,3) kurz charakterisiert und 4,4 der Benennung saṃyama zusammengefaßt werden. Sie werden (3,7
—8) im Vergleich mit den fünf ersten Gliedern das Innenglied (antar-añgam), im Vergleich mit dem aus 1,17—51 bekannten nirvîja samâdhi das Außenglied (vahir-añgam) genannt. Die Erhebung vom Saṃyama, welcher im allgemeinen dem savîja samâdhi des ersten Buches entspricht,zum nirvîja samâdhi und damit zum höchsten Gipfel des Yoga erfolgt durch drei Pariṇâma's oder Umwandlungen, den nirodha-pariṇâma, weIcher die Funktionen des Cittam unter-
drückt (3,9
—10), den samâdhi-pariṇâma, welcher zum nivîja-samâdhi emporhebt.(3,11), und den die Einheit beider bildenden ekâgratâ-pariṇâma (3,12), welcher das Endziel ist und 3,14 als avyapadeça, ,,der Unaussprechliche", bezeichnet wird.Zurückkehrend zum saṃyama entwickelt der Schluß des
Textes in längerer Ausführung (3,16 - 55) die Vibhûti's oder
Machtvollkommenheiten, welche aus Anwendung des saṃyama auf die verschiedenen Dinge und Verhältnisse entstehen:
Wissen des Vergangenen und Zukünftigen (3,16), Verstehen der Stimmen aller Tiere (3,17), Erkenntnis der frühern Geburt, Unsichtbarmachung (3,21), Kenntnis des Lebensendes (3,22), Kräfte (3,23), Elefantenstärke (3,24), Kenntnis von Subtilem, Verdecktem und Entferntem (3,25), Kenntnis des Weltalls (3,26), der Anordnung der Sterne (3,27), ihres Ganges (3,28), der Organisation des Leibes (3,29), Stillung von Hunger und Durst (3,30), Festigkeit (3,31),
Schauen der Seligen (3,32), Erkenntnis des Cittam (3,34), des Purusha (3,35), übersinnliche Sinneswahrnehmungen (3,36), Eingehen in einen fremden Leib (3,38), unversehrtes Gehen durch Wasser, Schlamm und Dornen (3,39), Aufleuchten (3,40), himmlisches Gehör (3,41), Fliegen in der Luft (3,42), Vernichtung der Lichtverdunkelung (3,43), Beherrschung der Elemente (3,44), die acht Vollkommenheiten nebst Trefflichkeit und Unverletzlichkeit des Leibes
(3,45
—46): Beherrschung der Sinnesorgane, Gedankenschnelle,
525
Yoga-Sûtra's, vierter Text 2,28
—3,55.
Bestehen ohne Organe und Beherrschung der Prakṛiti (3,47
—48), Allmacht und Allwissenheit (3,49), unterscheidende Erkenntnis (3,52—54) und Absolutheit (3,60 und 55). — Über 4,1—6 siehe weiter unten.
2,28. Indem durch Betreiben der Glieder des Yoga die
Unreinheit schwindet, entflammt sich das Wissen bis
zur Erkenntnis des Unterschiedes [zwischen Prakṛiti und
Purusha].
2,29.
Zucht, Selbstzucht, Sitzen, Atemregelung, Einziehen [der Organe], Fesselung [des Cittam], Meditation und Versenkung sind die acht Glieder.2,30. Nichtschädigung,Wahrhaftigkelt,Nichtstehlen, Keusch-
heit und Besitzlosigkelt bilden die
Zucht.
2,31. Diese, welche keine Ausnahme zulassen betreffend
Kaste, Ort, Zeit und Umstände, bilden das für alle Stufen
gültige große Gelübde.
2,32. Reinheit, Genügsamkeit, Askese, Studium und Gott-
ergebenheit bilden die
Selbstzucht.
2,33. Wird das Zweifelhafte unterdrückt, so entsteht Be-
wußtwerdung des Gegenteils.
2,34. Zweifelbehaftete Dinge, nämlich Schädigung usw., mag man sie getan, veranlaßt oder [nur] gebilligt haben,
526
Der Yoga des Patañajli
mag ihnen Begierde, Zorn oder Verblendung voraus
gegangen sein, mögen sie leicht, mittelmäßig oder übermäßig sein, haben Leiden und Unwissenheit als
unendliche Frucht,
— darum die Bewußtwerdung des Gegenteils [erforderlich ist].
2,35. Beim Beharren in der
Nichtschädigung erfolgt in seiner [des Beharrenden] Umgebung Verzicht auf' Feindseligkeit.
2,36. Beim Beharren in der
Wahrhaftigkeit erfolgt ein Antreten derselben Frucht wie die der Opferwerke.
2,37. Beim Beharren im
Nichtstehlen erfolgt ein Sicheinstellen von allerlei Schätzen.
2,38. Beim Beharren in der
Keuschheit erfolgt Erlangung von Manneskraft.
2,39. Bei Standhaftigkeit in der
Besitzlosigkeit erfolgt Bewufstsein der Wie-heit der Geburten.
2,40. Aus der
Reinheit erfolgt Abscheu vor dem eigenen Leibe und Nichtberührung mit andern,
2,41. sowie auch Reinigung des Sattvam [von Rajas und Tamas; vgl. jedoch Chând. Up. 7,26,2: âhâra-çuddhau sattva-çuddhiḥ], Wohlgemutsein, Konzentration, Sinnezähmung und Geeignetsein für das Schauen des Âtman.
2,42. Aus der
Genügsamkeit erfolgt unübertreffliche Lusterlangung.
527
Yoga-Sûtra's, vierter Text 2,28
—3,55.
2,43. [Magische] Vollkommenheit von Leib und Sinnesorganen erfolgt, vermöge der Tilgung der Unreinheit, aus der
Askese.
2,44. Aus dem
Studium erfolgt Vereinigung mit der geliebten Gottheit.
2,45. Vollendung der Versenkung erfolgt aus der
Gottergebenheit.
2,46. Hierbei sei das
Sitzen fest und bequem,
2,47. indem man die Spannung lockert und sich zum Unendlichen erhebt.
2,48. Dann erfolgt Unbetroffensein von den Gegensätzen [wie Hitze und Kälte, Lust und Schmerz usw.].
2,49. Nachdem dieses geschehen, folgt als Hemmung des Ganges von Einatmen und Ausatmen die
Atemregulierung.
2.50. Diese aber hat als Funktionen Außenrichtung (= recaka), Innenrichtung (= pûraka) und Festhaltung (= kumbhaka), geschieht wohlbedächtig nach Ort, Zeit und Zahl, und ist langgezogen und zart.
2,51. Mit einem äußern oder innem Objekte sich befassend ist die vierte." *
---------------------
* Die vierte Unterart der Atemregulierung besteht darin, daß man nach Einatmen (pûraka), Festhalten des Atems in der Brust (kumbhaka) und Ausatmen (recaka) eine Weile in dem Zustande der Entleertheit (çûnyaka)
528
Der Yoga des Patañajli
2,52. Durch diese [vier Atemregulierungen] wird die Verdeckung des Lichtes beseitigt,
2,53. und Geeignetheit des Manas für die Fesselungen bewirkt.
2,54. Wenn die Sinnesorgane, unter Aufhebung ihrer Verbindung mit den ihnen entsprechenden Objekten, gleich-
sam die Natur des Cittam nachahmen, so ist dies das
Einziehen der Organe.
2,55. Daraus erfolgt eine vollkommene Unterwerfung der
Sinnesorgane.
--------------------
3,1. Die Bindung des Cittam an einen Ort ist die
Fesselung.
3,2. Dabei erfolgt als Richtung des Vorstellungsvermögens
auf einen Punkt die
Meditation.
3,3. Diese, wenn sie nur das Objekt widerspiegelt und gleich
sam der eigenen Natur ledig ist, heißt
Versenkung (vgl. 1,43).
3,4. [Die Fassung] der drei [Fesselung, Meditation und Versenkung],in eines ist die
Allzucht.
------------------
beharrt, wie er einzutreten pflegt, wenn man in atemloser Spannung seine Aufmerksamkeit oder Kraftanstrengung auf ein Objekt, sei es ein äußeres oder inneres, richtet; vgl. Chând. Up. 1,3,5: ,,Aber auch was sonst noch für kraftanstrengende Tätigkeiten sind, wie das Reiben des Feuers, das Laufen um die Wette, das Spannen eines starken Bogens, die verrichtet man ohne auszuhauchen und ohne einzuhauchen." Anders und von einander verschieden sind die Erklärungen der Kommentare.
529
Yoga-Sûtra's, vierter Text 2,28
—3,55.
3,5. Durch Erwerbung dieser [Allzucht] erfolgt das Licht
des Verstehens.
3,6. Ihre [der Allzucht] Verwendung geschieht den Stufen (2,27) entsprechend (stufenweise).
3,7. Die drei [dhâraṇâ, dhyânam, samâdhi] sind Innenglieder im Vergleich mit den vorhergehenden [fünfen].
3,8. Auch diese [drei] sind Außenglieder im Vergleich mit der keimlosen [Versenkung, 1,51].
3,9. Die Überwindung des Zustandes des Wachseins und das Zutagetreten des Zustandes der Unterdrückung bilden
den das Cittam im Augenblicke der Unterdrückung betreffenden
Unterdrückungsakt.
3,10. Für dieses [das Cittam] ergibt sich aus jenem Zustande
[der Unterdrückung] ein beruhigtes Dahinfließen.
3,11. Die Vernichtung der Vielgeschäftigkeit des Cittam und das Hervortreten seiner Konzentration ist der
Versenkungsakt.3,12. Der beruhigte [Unterdrückungsakt] und der erhabene
[Versenkungsakt] des Cittam, wenn sie gleichstark eintreten, bilden den
Konzentrationsakt.
3,13. Damit sind in bezug auf Elemente und Sinnesorgane die [durch die drei Akte bedingten] Umwandlungen ihrer Naturbeschaffenheiten, Merkmale und Zustände erklärt.
DEUSSEN
, Geschichte der Philosophie. I. m. 34
530
Der Yoga des Patañjali.
3,14. Hierbei ist der Beschaffenheitsträger der beruhigten, der erhabenen und der unaussprechlichen Beschaffenheit entsprechend.
3,15. Eine Abweichung in der Reihenfolge würde eine
Abweichung von den Umwandlungsakten zur Folge haben.
-------------------
3,16. Aus der durch die drei Umwandlungsakte [geläuterten] Allzucht erfolgt
Wissen des Vergangenen und Zukünftigen.
3,17. Indem man bei der Erkenntnis von Worten oder Begriffen eines auf ein anderes überträgt, entsteht eine Vermengung; indem man bei ihrer Unterscheidung die Allzucht anwendet, erfolgt das
Verstehen der Stimmen aller Tiere.3,18. Aus der Vergegenwärtigung der Saṃskâra's [der aus den Werken einer frühern Geburt resultierenden Charaktereindrücke] erfolgt
Kenntnis der frühern Geburt.
3,19. [Durch Anwendung der Allzucht] auf die Vorstellung [die einer von einem andern hat] erlolgt
Kenntnis des Cittam des andern.
3,20. Diese Kenntnis schließt nicht ein dasjenige, worauf
[als Objekt] das Cittam des andern sich bezieht, weil dieses nicht zum Gegenstand [der Allzucht] gemacht worden war.
531
Yoga-Sûtra's, vierter Text 2,28
—3,55.
3,21 Aus Anwendung der Allzucht auf die eigene Körperform erfolgt, vermöge der die Kraft ihn wahrzunehmen inhibierenden Diskontinuität zwischen Auge und Sichtbarkeit,
Unsichtbarmachung [des Yogin].
3,22. Mag das Werk [einer frühem Geburt] angefangen haben* oder nicht angefangen haben [seine Frucht zu
bringen], so erfolgt durch Anwendung der Allzucht auf dasselbe
Kenntnis des letzten Endes [des Lebens],—
oder auch durch Vorzeichen.
3,23. [Durch ihre Anwendung] auf Freundschaft usw. [Mitleid, Freude und Nachsichl 1,33] erfolgen [übermenschliche]
Kräfte.
3,24.
Kräfte eines Elefanten usw. erfolgen [durch ihre Anwendung] auf dessen Kräfte.
3,25. Durch Anwendung [der Allzucht] auf das Anschauen der [1,35 beschriebenen] Tätigkeit erfolgt
Kenntnis des Subtilen, Verborgenen und Entfernten.
3,26.
Kenntnis des Weltalls erfolgt durch Anwendung der Allzucht auf die Sonne.------------------------
* Das ganze Leben ist die Vergeltung für die Werke einer frühern Geburt; sind diese erschöpft, so muß der Tod eintreten; sind sie noch nicht etschöpft, so kann er nicht eintreten. Der Yogin kennt nicht nur die schon vergoltenen sa-upakrama), sondern auch die noch nicht vergoltenen (nirupakrama) Werke der frühern Geburt und kann daher das Ende des Lebens voraus berechnen. Mit Bhoja hier an überlegte und unüberlegte Werke zu denken, ist kein Anlaß vorhanden.
34*
532
Der Yoga des Patañjali.
3,27. [Durch Anwendung] auf den Mond erfolgt
Kenntnisder Anordnung der Sterne.
3,28. [Durch Anwendung] auf den Polarstern erfolgt
Kenntnis ihres Ganges.
3,29. [Durch Anwendung] auf den Nabelkreis (das maṇi-pûrakam, Sechzig Upanishad's S. 675) erfolgt
Kenntnis der Anordnung des Leibes.
3,30. [Durch Anwendung] auf die Kehlgrube erfolgt
Stil-lung von Hunger und Durst.
3,31. [Durch Anwendung] auf die Schildkrötenader (eine Arterie unter der Kehlgrube) erfolgt
Festigkeit.3,32. [Durch Anwendung] auf das Kopflicht (die Brahman_
öffnung) erfolgt
Schauen der Siddha's (der Seligen).
3,33. Oder [durch Anwendung] der Allzucht auf die intuitive Erkenntnis (pratibhâ) erfolgt
alles [bisher Verheißene].
3,34. [Durch Anwendung] auf das Herz
wird man sichdes Cittam bewufst.
3,35. Die Nichtunterscheidung der Vorstellungen des Sattvam (als Vertreters der Prakṛiti) und des Purusha, welche beide absolut verschieden sind, ist das Genießen
[und Leiden];
— durch Anwendung der Allzucht aufdas von fremdem Interesse [der Prakṛiti] verschiedene
533
Yoga-Sûtra's, vierter Text 2,28
—3,55.
eigene Interesse [des Purusha] erfolgt
Erkenntnis desPurusha
.
3,36. Daraus entstehen
intuitive Wahrnehmungen von[übernatürlichem] Hören, Fühlen, Sehen und Schmecken.*
3,37. Diese sind bei der Versenkung Hemmnisse, [wenn
auch] im wachen Zustande Vollkommenheiten.
3,38. Durch Lockerung der Ursache der Bindung und durch
Kenntnis des Ganges erfolgt [vermöge der Allzucht] Ein-
gang des
Cittam in einen fremden Leib.
3,39. Durch Überwindung des Aufhauches [durch Allzucht]
erfolgt Nichthaften an
Wasser, Schlamm, Dornenusw. und Herauskommen aus ihnen
.
3,40. Durch Überwindung des Allhauches [durch Allzucht)
erfolgt
Aufleuchten.
3,41. Durch Allzucht angewendet auf die Verbindung von
Gehör und Ather erfolgt
himmlisches Gehör.
3,42. Durch Anwendung der Allzucht auf die Verbindung
von Leib und Luftraum und durch Werden wie leichte
Baumwolle erfolgt
Gehen im Luftraume.
3,43. Der nicht mehr von außen beeinflußte Zustand heißt
der Groß-Körpererhabene; aus ihm [der durch Allzucht
--------------------------
* vârttâ, ,,Riechen", scheint von den Kommentaren nur aus dieser Stelle erschlossen zu sein.
534
Der Yoga des Patañajli
erreicht wird] erfolgt
Vernichtung der Lichtverdeckung.
3,44. Durch [Anwendung der] Allzucht auf Grobheit, Qualität, Feinheit, Abhängigkeit von den Guṇa's und Zweckbestimmtheit der fünf Elemente erfolgt
Beherrschung der Elemente.
3,45. Aus dieser folgt
Hervortreten der Atomkleinheit usw. [aṇiman, Atomkleinheit; mahiman, Größe; laghiman, Leichtigkeit; gariman, Schwere; prâpti, Allberührung; prâkâmyam, Wunscherfüllung; îçitvam, Gottherrlichkeit, und vaçitvam, Herrschaft], Trefflichkeit des Leibes und Unverletzlichkeit seiner Eigenschaften.3,46 .[Bemerkung:] Die Trefflichkeit. des. Leibes besteht in
Schönheit, Anmut, Kraft und diamantener Festigkeit.
3,47. Durch [Anwendung der] Allzucht auf Perzeption, Qualität, Ichbewufstsein, Abhängigkeit [von den Guṇa's] und Zweckbestimmtheit [der Sinnesorgane] erfolgt
Beherrschung der Sinnesorgane.
3,48. Aus ihr
Gedankenschnelle, Bestehen auch ohne Organe und Beherrschung der Prakṛiti.3,49. Sobald man Klarheit gewonnen hat über die Verschiedenheit von Sattvam und Purusha, erfolgt
Oberherrschaft über alles Sein und Allwissenheit.
535
Yoga-Sûtra's, vierter Text 2,28
—3,55.
3,50. Aus dem Nichtmehrhängen auch an diesen erfolgt,
indem der Same der Sünde zunichte geworden ist,
Absolutheit.
3,51. Wenn Hochstehende [nach den Kommentaren sind
Götter gemeint] ihn verlocken, meide er Neigung und
Hochmut, weil Unerwünschtes wieder sich daraus ergeben könnte.
3,52. Durch [Anwendung der Allzucht] auf den Zeitmoment
und seine Folge erfolgt
aus Unterscheidung entspringende Erkenntnis.3,53. Aus dieser erfolgt
Erlangung [der Fähigkeit zu unterscheiden] zwischen zwei so gleichen Dingen, daß sich ihre Verschiedenheit nach Art, Merkmalen und Ort nicht klar bestimmen läßt.
3,54. [Anmerkung zu 3,52]: Rettend, alles befassend, es in
jeder Hinsicht befassend und ohne Zwischenstufen, so ist die aus Unterscheidung entspringende Erkenntnis.
3,55. Nachdem Sattvam und Purusha gleicherweise geklärt
sind, erfolgt
Absolutheit.
------------------
Das vierte Buch der Yoga-Sûtra's
ist allem Anscheine nach ein späterer Anhang (4,27 weist unverkennbar auf 2,10—11 zurück), welcher sich aus vier mit einander nicht zusammenhängenden, aber für den Ausbau des Systems nicht unwichtigen Nachträgen zusammensetzt. Der erste (4,1—6) beschäftigt sich im Anschluß an das dritte Buch noch mit den
536
Der Yoga des Patañjali
übernatürlichen Kräften des Yogin, der zweite (4,7
—13) be-handelt das Verhältnis zwischen karman und vâsanâ's, der
dritte (4,11 23) die Beziehungen des Cittam einerseits zum
vastu (dem äußern Objekt), andererseits zum Purusha, der
vierte den Abschluß des ganzen Werkes bildende Teil bietet
(4,24
—33) eine schöne Schilderung des kaivalyam, des Zustandes der Erlösung.
Erster Nachtragteil, 4,1
—6.
Im Anschluß an das dritte Buch wird nach Durchmusterung der fünf Gründe, welche zu übernatürlicher Vollkommenheit führen können (4,1, vgl. das analoge Verfahren Sâñkhya-Kârikâ 7), die besondere Zauberkraft des Yogin besprochen, sich zu vervielfältigen, d. h. eine andere Körperlichkeit (jâti, nach Bhoja eine andere Kaste) neben der seinen anzunehmen. Diese andere Verkörperung entspringt aus der
Überfülle seiner Natur (4,2), nicht aber aus den hier wie
Sâñkhya-Kârikâ 42 nimittam genannten Verdiensten in einem frühern Dasein, wenn auch diese mitbehilflich sein können, wie die Bewässerung beim Wachstum der Pflanzen (4,3). Die dabei vom Yogin, geschaffene Citta's entspringen aus seiner eigenen Ichheit (4,4), es ist das eine Cittam des Yogin, welches die verschiedenen Körper beseelt und zu mannigfachen Handlungen antreibt (4,5), auch hinterlassen diese durch Meditation (4,6 dhyanâm = 4,1 samâdhi) geschaffenen Körper kein durch eine abermalige Geburt zu büßendes Residuum ihrer Werke (4,6).
4,1 Die übernatürlichen Vollkommenheiten können beruhen auf Angeborensein, Heilkräutern, Zaubersprüchen, Askese und Versenkung. [Das letzte ist der Fall beim Yogin.]
4,2. Dabei entspringt seine Umwandlung in eine andere Geburt [möglicherweise: in eine andere Kaste] aus einer
Überfülle seiner eigenen Natur.
537
Yoga-Sûtra's, erster Nachtragteil 4,1
— 6.
4,3. Hingegen sind für die [schöpferisch sich betätigenden]
Naturen [der Yogin's] ihr nimittam (ihre Werke in einem
frühern Dasein) nicht das Bewirkende, doch kann es
mitbehilflich sein zur Durchbrechung der Hindernisse,
wie bei dem [das Feld bewässernden] Bauer.
4,4. Die [von dem Yogin bei Vervielfältigung seines Leibes] geschaffenen Citta's entspringen nur aus seiner Ichwesenheit.
4,5. Bei Verschiedenheit der Funktionen [dieser verschiedenen Leiber] ist das antreibende Cittam der vielen das eine [ursprüngliche Cittam].
4,6. Hierbei ist das durch Meditation geschaffene [Cittam] ohne Werkresidua.
Zweiter Nachtragteil, 4,7
—13: Karman und Vâsanâ's.
Die Werke des Yogin sind weder gut noch böse, die der übrigen Menschen sind dreifach, gut, böse und aus beidem
gemischt (4,7). Nur diejenigen Werkresidua kommen im
neuen Lebensläufe zur Manifestation, welche der Heranreifung der Werke in der frühern Geburt entsprechen (4,8). Der Zusammenhang der Werke in einem frühern und der Vergeltung im gegenwärtigen Dasein ist dadurch gesichert, daß die Werkresiduen in dem neuen Dasein als eine Art unbewußter Rückerinnerung bestehen und sich betätigen (4,9). Die Kette der Werke und ihrer Residua, wie sie einander bedingen, reicht ins Unendliche zurück, weil die âçis (die Begierde, der Wille zum Leben), auf dem beide beruhen, von Ewigkeit her besteht (4,10). Die Werkresidua setzen sich aus vier Faktoren zusammen ; sie sind: die âçis als der eigentliche Grund, das Werk als ihre Frucht, der Täter als das Substrat und die Objekte, auf welche sich die Handlungen beziehen;
538
Der Yoga des Patañajli
nur wo diese vier Faktoren zusammenwirken, kommen die
Saṃskâra's zustande (4,11). Im Gegensatze zu den mit jedem neuen Lebenslaufe wechselnden Residuen besteht der Träger dieser Residua, das Cittam, in Vergangenheit und Zukunft unverändert vermöge seiner eigenen Natur, und nur seine Äußerungen schlagen mannigfaltige Wege ein (4,12). Diese Äußerungen sind, ebenso wie die Guṇa's, aus denen sie ge-
bildet sind, teils entfaltet und teils verborgen (4,13).
4,7. Das Werk des Yogin ist nicht weiß und nicht schwarz
[jenseits von Gut und Böse], das der ändern ist dreifach [weiß, schwarz und gemischt].
4,8. Aus diesen [guten, bösen und gemischten Werken]
geht nur eine solche Manifestation der Werkresiduen [im neuen Dasein] hervor, wie sie der Heranreifung jener [Werke in einer frühern Geburt] entspricht.
4,9. Obwohl [die Werke und ihre Residua] durch Geburt, Raum und Zeit von einander getrennt sind, so besteht doch zwischen ihnen Kontinuität weil die Residua [aus einem frühern Leben] identisch sind mit der [im gegenwärtigen Leben den Handlungen zugrunde liegenden, unbewußten] Rückerinnerung.
4,10. Diese [Residua der Werke] sind anfanglos, weil der
[in ihnen sich bekundene] Wille von Ewigkeit her ist.
4,11. Weil die Werkresidua sich zusammensetzen aus der Grundursache (dem Willen), ihrer Frucht (den Werken), ihrem Substrat (der Person) und ihrer Unterlage (den
Objekten), so kommen, wo diese [vier Faktoren] fehlen, auch sie [die Werkresidua] in Wegfall.
539
Yoga-Sûtra's, zweiter Nachtragteil 4,7
—13.4,12. Als vergangen und zukünftig besteht [das Cittam]
seiner Natur nach [unverändert], und nur seine Äußerrungen schlagen [je nach dem Lebenslaufe] verschiedene
Wege ein.
4,13. Diese [Äußerungen] sind teils offenbar, teils latent,
da sie aus den [das Cittam und seine Äußerungen be-
dingenden und gleichfalls teils offenbaren, teils latenten
drei] Guṇa's entspringen.
Dritter Nachtragteil, 4,14
—23: Vastu, Cittam undPurusha.
Der Gedankengang dieses, von den Kommentaren mehrfach in widersprechender und unannehmbarer Weise erklärten Abschnitts scheint folgender zu sein. ,
Die Außenwelt ist real, weil sie dieselben Eindriicke in
den verschiedenen Subjekten veranlaßt (4,14). Das Objekt ist für alle dasselbe, aber die Subjekte sind verschieden, daher die Abweichungen in den Anschauungen '(4,15). [Ein nur bei Vyâsa folgendes, bei Bhoja fehlendes Sûtram scheint eine Polemik gegen den Idealismus des Vedânta zu enthalten.] Erkannt wird ein Objekt nur so weit, als das Cittam von ihm gefärbt wird (4,16). Doch würde Erkenntnis der abwechselnden Eindrücke unmöglich sein, stünde nicht hinter dem Cittam als das eigentliche Subjekt des Erkennens der Purusha (4,17). Das Cittam ist nicht das Subjekt des Erkennens, sondern selbst Objekt (4,18); da es dieses ist, so kann es nicht gleichzeitig erkennendes Subjekt sein. Noch weniger kann es ein fremdes Cittam zum Objekte haben, die Buddhi einer fremden Buddhi sein, weil es dann auch deren ganzen Inhalt kennen müßte, auch eine Vermengung der Erinnerungen die Folge sein würde (4,20). Nein! es ist nur der unwandelbare Purusha, welcher in die Gestalt seines Cittam eingeht und da durch seiner eigenen Buddhi sich bewußt wird (4,21). Das Cittam, in dieser Weise vom Purusha und vom Objekte überfärbt, ist imstande, alles zu erkennen (4,22). Es ist mit
540
Der Yoga des Patañjali.
unzähligen vâsanâ
’s, aus einem frühern Dasein herrührenden Eindrücken, angefüllt und doch nicht um seiner selbst willen, sondern um des Purusha willen, da weil sein Wirken das eines Aggregates ist (4,23), ein solches aber (vgl. Sâñkhya- Kârikâ 17 saṃghâta-parârthatvât) nur um eines andern willen besteht.
4,14. Aus der Einheit der Umwandlungen [welche die verschiedenen erkennenden Subjekte erfahren] ist zu schließen auf die Realität der objektiven Welt.
4,15. Weil bei Identität des Objektiven die Citta's [in den
verschiedenen Subjekten] verschieden sind, schlagen beide verschiedene Wege ein [kann die Anschauung desselben Objektes eine verschiedene sein].*
4,16. Weil das Cittam von dem Objekte erst überfärbt
werden mufs, ist das Objekt bekannt oder nicht bekannt.
4,17. Die Funktionen des Cittam werden jederzeit erkannt, weil sein Gebieter, der Purusha, unwandelbar besteht.
4,18. Das Cittam ist nicht selbst Licht, weil es nur Objekt ist.
4,19. Auch läßt sich nicht behaupten, daß es gleichzeitig
beides [Subjekt und Objekt] sein könne.
--------------------
* Hier folgt bei Vyâsa das bei Bhoja fehlende Sûtram, welches eine Polemik gegen die Vedântalehre von der Idealität der Außenwelt enthält: na ca ekacitta-tantram vastu, tadâ apramâṇakaṃ, tadâ kiṃ syât, ,,Auch ist das Objekt nicht allein vom Bewußtsein abhängig, weil dies unbeweisbar ist; und was würde die Folge sein?"
— Wir behalten im folgenden die Zählung des Bhoja bei.
541
Yoga-Sûtra's, dritter Nachtragteil 4,14
—23.
4,20. Könnte ein fremdes Cittam Objekt [des eigenen Cittam] werden, so würde es eine Buddhi der Buddhi geben, woraus zuviel folgen würde [man müfste dann auch den Inhalt der fremden Buddhi kennen], auch würde eine Vermengung der beiderseitigen Erinnerungen die Folge sein.
4,21. Indem der unwandelbare Purusha in die Gestalt seines Cittam eingeht, gelangt er zum Bewußtsein seiner
eigenen Buddhi.
4,22. Überfärbt von dem Purusha und dem Objekte, wird
das Cittam fähig, alle Zwecke zu vollbringen.
4,23. Obgleich das Cittam mit unzähligen Eindrücken erfüllt ist, dient es doch nur einem fremden Zwecke, weil es als ein Aggregat wirkt.
Vierter Nachtragteil, 4,94
—33: Das Kaivalyam.Nachdem der Unterschied zwischen Purusha und Prakṛiti erkannt worden ist, schwindet der Wahn, als sei das Cittam das Selbst (4,24), und das Cittam fließt vom Purusha herunter wie von einem Bergabhange '(4,25). Freilich stellen sich in den Intervallen der Versenkung wieder fremdartige Vorstellungen ein als Wirkung der noch bestehenden Residua, aber auch sie sowie die Kleça's müssen abgestreift werden (4,26
—27). Dann gibt man sein Geld ohne Zinsen hin, dann wird man zu einer überallhin Segen spendenden Wolke von Tugenden (4,28). Die Kleç's und die auf ihnen beruhenden Werke sind vernichtet (4,29), alle Hüllen und Flecken sind beseitigt, die Erkenntnis umfaßt das Unendliche, und was sonst noch erkannt werden könnte, ist bedeutungslos.(4,30). Dann haben
542
Der Yoga des Patañjali.
die Guṇa's das Ende ihrer Umwandlungen erreicht (4,31), und im Ewigen stehend, schaut man auf den ganzen Kreislauf der Zeit herab (4,32). Die Guṇa's strömen von dem seinen Zweck erreicht habenden Purusha herab, er aber verharrt als reines Denken in seiner eigenen Wesenheit,
— das ist kaivalyam, die Absolutheit (4,33).
4,24. Für den, welcher die Verschiedenheit [des Purusha
vom Cittam] erkennt, schwindet der Wahn, daß es [das
Cittam] der Âtman sei.
4,25. Dann wird das Cittam, durch diese Unterscheidung
in Fluß gebracht, den Bergabhang der Erlösung hinabströmen.
4,26. Während der Unterbrechungen dieser [Tätigkeit des
Unterscheidens] entstehen anderartige Vorstellungen aus den rückständigen Eindrücken.
4,27. Die Überwindung derselben sowie die der Plagen ist
(2,10
—11) besprochen worden.
4,28. Für ihn, der auch bei Anlegung [seines Kapitalsj keine Interessen erwartet, wird, da auf alle Weise die Unterscheidung aufleuchtet, der Samâdhi zu einer [Wohltaten herabregnenden] Wolke von Tugenden.
4,29. Dann werden Plagen und Werke zunichte.
4,30. Dann ist, wegen der Unendlichkeit seines von allen Hindernissen und Flecken befreiten Wissens, alles sonst zu Erkennende ohne Bedeutung.
543
Yoga-Sûtra's, vierter Nachtragteil 4,24
—33.
4,31. Darauf erfolgt der Abschluß der Reihe der Veränderungen der Guṇa's, da sie ihren Zweck erreicht haben.
4,32. Als Gegenteil des Augenblicks wird dann die ganze
Zeitreihe am letzten Ende der Veränderungen erfaßt
(vgl. Bṛih. Up. 4,4,16).
4,33. Die Rückströmung der von den Zwecken des Purusha freien Guṇa's ist die Absolutheit, oder auch sie ist die in ihrer eigenen Natur verharrende Kraft des Geistes.
Das Yogasystem nach den Yoga-Sûtra's des Patañjali.
1. Allgemeine Übersicht und Grundbegriffe.
1. Metaphysik
. Der Yoga geht, ebenso wie das Sâñkhyam, aus von der Tatsache des Leidens (2,15: sarvaṃ duḥkham eva vivekinaḥ). Das Leiden entspringt (2,17) aus der Verbindung (saṃyoga) des Purusha (drashṭṛi) mit der Prakṛiti (dṛiçyam), welche letztere aus den drei Guṇa's besteht (2,18—19. 4,31. 33). Der letzte Grund dieses saṃyoga) ist die Avidyâ (2,24). Sie wird aufgehoben durch den Viveka, die Unterscheidung zwischen Purusha und Prakṛiti (2,26). Das Resultat ist Kaivalyam, die Absolutheit (4,33).
2. Psychologie
. Die Prakṛiti befaßt die äußere Natur (vastu, 4,14) und den psychischen Apparat, das Cittam. Letzteres wird nirgendwo bestimmt definiert; gelegentlich erscheint es synonym mit Buddhi (4,20) oder mit Manas (2,53, verglichen mit 3,1), umfaßt beide und entspricht im wesentlichen dem, was im Sâñkhyasystem das Liñgam heißt. Das Cittam hat a) intellektuelle Funktionen, die fünf Vṛitti's (pramâṇam, viparyaya vikalpa, nidrâ, sṃriti, 1,6), b) moralische...
<<
aus: Deussen, Dr. Paul, „Allgemeine Geschichte der Philosophie", Bd I.3, „Die Nachvedische Philosophie der Inder, nebst einem Anhang über die Philosophie der Chinesen und Japaner", vierte Auflage,Leipzig/F.A. Brockhaus 1922